Cuckold

Foto: Volodymyr Tverdokhlib – Shutterstock.com

| |

Cuckold: Wenn er ihr gern beim Sex mit anderen zuschaut

Im Gegensatz zum Wifesharing oder zum klassischen Seitensprung unterwirft sich ein Cuckold freiwillig seiner Dame und zieht seine Befriedigung aus der psychischen Demütigung. Wir verraten was es mit Cuckolding auf sich hat und worauf man achten sollte.

Die Bedeutung von Cuckolding hat sich verändert

Schon im mittelalterlichen England gab es den Cuckold. Ein Mann, dessen Ansehen durch die sexuelle Freizügigkeit seiner Frau geschädigt war, wurde damals so bezeichnet. Eine Anspielung an den Kuckuck (engl.: „Cuckoo“), der seine Eier heimlich in die Nester fremder Vögel legt. Im deutschsprachigen Bereich ist auch heute noch das „Kuckuckskind“ ein weitverbreiteter Begriff: Schwangerschaft durch Ehebruch. Auch das kann Teil einer extremen Form des modernen Cuckoldings sein. Heimlichen Affären und Lebenslügen jedoch nicht.

Heutige Cuckolds werden nicht von den sexuellen Eskapaden Ihrer Partner*innen im Unklaren gelassen. Ganz im Gegenteil: Beim Cuckolding geht es um die Demütigung und Unterwürfigkeit durch das Wissen über die Affäre. In vielen Fällen ist der Cuckold sogar dabei, wenn seine Partnerin es wild mit einem anderen treibt – nicht als aktiver Part im Sinne eines Dreiers, sondern als Diener oder gedemütigter Zuschauer.

Cuckolding in Abgrenzung zu anderen Sexualpräferenzen

Generell ist Cuckolding dem BDSM und Femdom zuzuordnen, denn der sexuellen Beziehung liegt ein tiefes Verlangen nach Unterwerfung, Machtabgabe und Demütigung zugrunde, welche in der Regel vom Mann ausgeht. Hierin unterscheidet sich Cuckolding essentiell von anderen Praktiken wie Swingen oder Wifesharing.

Beim Wifesharing teilt der Mann seine Frau mit anderen Männern als Zeichen seiner eigenen Dominanz. Er genießt es, dass sie verwöhnt wird. Der Cuckold hingegen genießt die Ohnmacht, wenn er weiß, dass seine Frau mit einem anderen Sex hat oder wenn er dabei zusieht. Auch vom Swingen grenzt sich Cuckolding daher stark ab. Hier geht es um den Genuss von Sex mit anderen – sowohl für sich selbst als auch für die Partner*innen.

Unterschiede zwischen Swingen, Wifesharing und Cuckolding

SwingenWifesharingCuckolding
Mann bestimmtX
Frau bestimmtX
Männlicher Genuss durch SexX
Männlicher Genuss durch UnterwerfungXX
Weiblicher Genuss durch Sex(✓)
Weiblicher Genuss durch UnterwerfungXX
Kurzfristige Beziehung zu anderen Partnern(✓)

Die Rollen beim Cuckolding

Obwohl es den Begriff „Cuckquean“ für weibliche Cuckolds gibt, ist diese Konstellation eher selten. Den dominanten Part übernehmen meist die Partnerinnen, der Gedemütigte ist in der Regel ein Mann. Daraus ergeben sich beim Cuckolding folgende Rollen:

Cuckold: Der unterwürfige Diener

Der Cuckold befindet sich in einer festen Beziehung zur Hotwife und ordnet sich dieser unter. Das kann sich nur auf den sexuellen Bereich der Beziehung auswirken oder auf den Beziehungsalltag übergreifen. Der Cuckold darf an der Sexualität zwischen Hotwife und Bull nicht aktiv teilhaben, es sei denn als Diener. Gelegentlich wird er von der Hotwife komplett keusch gehalten. Das weibliche Pendant zum Cuckold ist die „Cuckquean“. Eine genderneutrale Bezeichnung ist „Cucki“ oder „Cuck“.

Hotwife: Die Chefin des Sexlebens

In den meisten Cuckold-Beziehungen übernimmt die Ehefrau oder Partnerin den dominanten Part. Je nach Spielregeln der Beziehung wählt sich die Hotwife ihre Liebhaber zusammen mit dem Cuckold oder eigenständig aus. In jedem Fall setzt sie ihren Partner über ihr Sexualleben in Kenntnis. Für männliche Hotwifes gibt es keine klare Bezeichnung. Gelegentlich liest man in Sex-Foren von „Hotmen“.

Bull: Der starke Liebhaber

Der Bull ist die offen ausgelebte Affäre der Hotwife. Ob ein Bull einmalig, mehrmals oder regelmäßig mit der Hotwife Sex hat, hängt von den Abmachungen zwischen Hotwife und Cuckold ab. In vielen Fällen ist der Bull dem Cuckold körperlich dominant und kann sich ihm gegenüber auch dominant verhalten. Einen weiblichen Bull bezeichnet man als „Stute“.

Vom Rollenspiel zur Beziehung

Es gibt nicht den einen Cuckold-Typen oder das universelle Paradebeispiel für ein Cuckold-Paar. Jede Beziehung läuft anders, jeder Partner bringt seine eigenen Bedürfnisse mit. Das gilt sowohl für den Cuckold als auch für die Hotwife.

Grundlagen für eine Cuckold-Beziehung

In jeglicher Hinsicht verschieben Cuckold-Pärchen die Grenzen des Machbaren und befinden sich für Außenstehende in einer konstanten Extremsituation. Damit die Beziehung dennoch nicht zerbricht und sogar an den Herausforderungen wachsen kann, halten sich die meisten Cuckold Paare an einige feste Regeln:

  1. Die Bedürfnisse der Partner*innen werden klar kommuniziert
  2. Schwierigkeiten werden besprochen und Gefühle werden respektiert
  3. Untreue und Fremdgehen sind nicht erlaubt
Ein Cuckold beobachtet seine Frau beim Sex mit einem anderen Mann
Ein Cuckold beobachtet seine Frau beim Sex mit einem anderen Mann (Foto: Alex Cherepanov – Shutterstock.com)

Der Schlüssel für das dauerhafte Gelingen einer Beziehung in einer solchen Situation ist direkte Kommunikation und Offenheit. Was für jede andere Beziehung die gesunde Grundlage bildet, ist beim Cuckolding umso wichtiger. Liebe und Sex zu trennen ist oft schwer und verlangt mehr Vertrauen als eine konventionelle monogame Beziehung. Gerade wenn ein Part nicht nur dominiert, sondern massiv erniedrigt wird.

Cuckold und BDSM

Extreme Erniedrigung und der masochistischen Willen des Cuckolds, sich seiner Hotwife zu unterwerfen: Cuckolding fällt ganz klar in die Kategorie BDSM. Neben der strikten Einteilung in Bottom und Top kann auch Disziplin und körperliche Bestrafung Teil der Cuckold-Beziehung sein. In vielen Situationen ist die körperliche Züchtigung des Cuckolds während der Session erlaubt und gewünscht – teilweise nicht nur durch die Hotwife sondern auch den Bull.

C1, C2, C3: Die Stufen des Cuckolding

Einige Paare leben Cuckolding als kurzes Rollenspiel in Sessions aus, andere übertragen die Rollenverteilung auf jeden Aspekt der Beziehung. Die Spannweite ist riesig, wird jedoch zum leichteren Verständnis in drei Stufen eingeteilt:

  • C1: Das Paar führt eine konventionelle Beziehung und betreibt Cuckolding nur als gelegentliches Vergnügen. Der Cuckold ist beim Geschlechtsverkehr der Hotwife als Sklave anwesend. Er übernimmt eventuell die Vorbereitung oder reinigt die Frau, indem er das Sperma des Bulls von ihr leckt („Clean-Up“). In einigen Fällen filmt er die Sessions, ohne daran teilzunehmen. An der Beziehung außerhalb der Sessions ändert sich nichts.
  • C2: Die Hotwife hat mehrere, wechselnde Bulls. Der Cuckold ist an der Auswahl nicht beteiligt. In manchen Konstellationen hält die Partnerin ihn bewusst über längere Zeit oder dauerhaft keusch. Die Erziehung des Cuckolds zum Alltagsdiener kann ebenfalls eine Rolle spielen.
  • C3: In der extremsten Form des Cuckolding hat der Cuckold nichts mehr zu melden. Die Hotwife hat in allen Belangen des Lebens das Sagen. An sexuellen Entscheidungen und Praktiken ist der Cuckold nicht mehr beteiligt. Es handelt sich um eine Never-inside-Beziehung.

Warum Männer zu Cuckolds werden

Eine Studie der Boston University legt nahe, dass Cuckolding beliebter ist, als man allgemein annimmt. Unter den Suchanfragen auf Porno Websites befindet sich das Thema demnach mit an oberster Stelle der Beliebtheitsskala. Unklar ist jedoch, ob es sich bei den Suchenden immer um Cuckolds handelt oder eher notorische Bulls.

Auch auuf Dating-Sites und auf Sexportalen finden sich immer wieder Paare, die nach Bulls suchen und zahlreiche Erfahrungsberichte schmücken die Sex-Foren im Internet. Cuckold scheint somit nicht nur eine Erfindung der Porno-Industrie zu sein. Es gibt tatsächlich Männer, die Erregung verspüren, wenn andere Männer mit ihrer Frau schlafen.

Die vermeintlich wissenschaftliche Erklärung

Oft wird für die Erregung des Cuckolds eine physische Erklärung herangezogen: Die Spermakonkurrenz. Demnach produzieren Männer umso mehr Sperma, wenn sie in offensichtlicher Konkurrenz zu anderen stehen. 

Hotwife und Cuckold
Sorgt Spermakonkurrenz für die Erregung des Cuckis? (Foto: Volodymyr Tverdokhlib – Shutterstock.com)

Diese vermeintlich wissenschaftliche Erklärung löst allerdings nicht das Problem der Keuschheit: Wenn Cuckolds gar nicht zum Zug kommen, warum sollten sie dann auf erhöhte Spermaproduktion wert setzen? Und warum sollte eine erhöhte Spermaproduktion Befriedigung schaffen, statt Wut und Konkurrenz?

Die Psychologie des Cuckolding geht tiefer

Eine wesentlich bessere Erklärung liefern Erfahrungsberichte und Einblicke in die Gedankenwelt eines Cuckolds. So erklärt Cuckold Michael beispielsweise die Vorteile des Kontrollverlusts als befreiende Abgabe der Verantwortung.

„Ich lernte mich einer Frau unterzuordnen und erkannte die Befreiung die damit verbunden war. Die Befreiung von dem was von einem Mann gemeinhin erwartet wird: Dominanz, Führung, Versorgung und dieses »immer so tun als wäre man Herr der Lage«. Und ich spürte die Ermüdung die all die Jahre Mannsein in mir verursachten.“

In anderen Situationen stammt der Reiz aus der Bereicherung, welche Cuckold-Paare für ihre Beziehung ziehen. In einem Forumsbeitrag gibt Cuckold Mark bekannt, dass die Extreme des Cuckolding eine starke Vertrauensbasis in seiner Beziehung geschaffen haben.

„Wifesharing- und Cuckoldpaare bauen meiner Meinung nach durch die gemeinsamen Erlebnisse eine ganz andere Bindung zueinander auf. Wir haben als Paar beispielsweise keinerlei Geheimnisse voreinander. Es gibt dazu auch keinen Grund. Denn egal, was uns sexuell beschäftigt, wir können es einander anvertrauen und zumeist auch ausleben.“

Für ihn hat das Dasein als Cuckolds nichts damit zu tun, sich minderwertig zu fühlen. Im Gegenteil spielt die „Ritterlichkeit“ eine Rolle: Der Mann will der Frau dienen und opfert sich für sie auf – egal wie hoch die Kosten sind.

Die Gefahren der Extremsituation

Cuckolding ist sicher nichts für jeden und vor allem mit Vorsicht zu genießen – darauf weist jeder Erfahrungsbericht hin. Nichts funktioniert intuitiv, alles muss geregelt und besprochen werden. Während interessierte Paare einzelne Cuckold-Sessions relativ leicht regeln können, wird es allein durch die Machtverhältnisse schwierig, in C3-Beziehungen die Wünsche des Cucks zu berücksichtigen. Wer insgesamt keine Rechte hat, dessen Bedürfnisse laufen schließlich Gefahr unterdrückt zu werden. Gewünschter Kontrollverlust kann in einer Abwärtsspirale der Abhängigkeit münden.

Darüber hinaus gibt es eine ganze Liste von Herausforderungen, welche ein Cuckold Paar bewältigen muss:

  • Die Befriedigung des Cuckolds muss immer größer als die Eifersucht sein
  • Die Partnersuche als Single ist schwer, aber nicht unmöglich
  • Bulls bringen ihre eigenen Bedürfnisse mit in die Beziehung, Absprache ist nötig
  • Die Grenzen des Möglichen sind stark verschoben und müssen umso deutlicher sein
  • Auch Hofwifes müssen ein „Nein“ akzeptieren können
  • Die Gefahr, für einen Bull Gefühle zu entwickeln, ist immer real

Cuckold Kontakte finden

Wer sich auf eine Cuckold-Beziehung einlässt, die über bloße Sessions hinaus geht, sollte genau wissen was er tut. Was in Pornos ganz einfach funktioniert, sieht in der Realität wesentlich komplexer aus. Interessierte Cuckolds müssen jedoch nicht gleich mit dem vollen Programm starten, auch in diesen außergewöhnlichen Bereich der Sexualität kann man „reinschnuppern“, bevor man sein gesamtes Beziehungsleben umwirft. Für Interessierte Paare und Singles gibt es verschiedene Wege, die eigenen Vorlieben zu testen:

  • Cuckolds, Hotwifes und Bulls finden über Erotikportale wie SexZone zueinander. Bei der Suche nach Kontakten für ein Cuckold-Treffen helfen Begriffe wie „Cuckold“, „Cucki“ oder „Bull“. Auch bei SexZone findet man solche BDSM Kontakte.
  • Auf den Foren bekannter Sex-Websites gibt es viele Cuckold-Erfahrungsberichte. Hier können Interessierte ihre Erwartungen mit Erfahrungen abgleichen
  • Wer schon in einer Beziehung ist, sollte sich langsam herantasten. Wifesharing oder ein Dreier ohne Dominanz und Unterwerfung können ein erster Schritt sein.
  • Pornos: Einige Pornoseiten sind komplett auf das Thema Cuckold ausgerichtet. Amateur-Videos von Cuckolds während der Session oder professioneller Studio-Porn: Hier können Singles oder Paare sehen, was die Fantasie bzw. Hormone in Wallung bringt

Cuckold ist in keinem Falle eine Lösung für angeschlagene Beziehungen und funktioniert nicht als ein einseitiges Geschenk der Partner*innen. Überall wo Sex, Liebe und Beziehung neu definiert oder stark strapaziert werden, ist Vorsicht angesagt. Im Web finden sich ebenfalls einige negative Erfahrungen, bei denen die Beziehung zu Bruch gegangen ist, weil die Partner*innen nicht auf derselben Erregungswelle geschwommen sind.

Ähnliche Beiträge