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FLR-Beziehung: Liebe ist, wenn SIE das Sagen hat!
Über die Rollenverteilung in Beziehungen gibt es viele verschiedenen Ansichten. Während die einen klischeehafte Beziehungen schätzen und dem Mann das Zepter in die Hand drücken, leben anderen Partnerschaften von Gleichstellung beider Partner. Und dann gibt es da noch FLR-Beziehungen!
Wir verraten dir, was eine Female Led Relationship bedeutet und was das Ganze mit BDSM zu tun hat.
Was bedeutet FLR?
FLR ist die Abkürzung für „Female Led Relationship“ und heißt übersetzt „weiblich geführte Partnerschaft“. Der Begriff kommt aus den USA und bedeutet, dass die Frau die Hosen in der Beziehung anhat. SIE hat das Sagen und das in allen Lebensbereichen.
Die Frau ist zwar in den meisten Beziehungsbereichen federführend, kann aber im Bett durchaus eine devote Rolle einnehmen. Sex spielt übrigens in einer FLR-Beziehung keine andere Rolle als in einer „normalen“ Partnerschaft.
Wenn man an einseitige Führung und einen deutlich dominanten Part innerhalb einer (Liebes)Beziehung denkt, bekommt die Sache oft einen bitteren Beigeschmack. Bei FLR geht es aber keineswegs um alltägliche Erniedrigungen, sondern um einen wertschätzenden, liebevollen und achtsamen Umgang mit dem männlichen Partner. Wünsche, Grenzen und Bedürfnisse werden gemeinsam besprochen.
Es gibt weder DIE eine FLR-Beziehung noch Richtig und Falsch. Jedes Paar definiert seine eigenen Grenzen. Wie die weibliche Führung ausgelebt wird, ist in jeder FLR-Partnerschaft anders und unterliegt einem stetigen Wandel.
BDSM, Cuckolding und Femdom: Alles FLR?
So einfach es auch scheint, Female Led Relationships mit den Begriffen BDSM, Cuckolding und Femdom in einen Topf zu werfen, würde das den FLR-Beziehungen nicht im Ansatz gerecht werden. FLR und andere Spiel- und Liebesarten haben zwar durchaus Parallelen, ergänzen sich oder sind eng miteinander verbunden, dennoch gibt es Unterschiede.
Während BDSM einen (sehr) großen Bereich diverser Sexual- und Liebespraktiken umfasst, geht es beim Cuckolding darum, dass die Frau vor ihrem Partner Sex mit anderen Männern hat.
Die meisten Gemeinsamkeiten hat FLR mit Femdom. Allerdings stehen bei Femdom ganz klar Sexualität und Erotik im Vordergrund. Eine feste Beziehung ist dabei nicht notwendig. Anders ist das in FRL-Beziehungen oder FRL-Ehen. Hier führt SIE ihren Mann nämlich in ALLEN Lebensbereichen. Sex kann dazu gehören, muss er aber nicht. Im Bett darf die Rollenverteilung gern anders sein – in anderen Bereichen jedoch nicht!
Die 5 Lebensbereiche in FLR-Partnerschaften
Die 5 Ebenen oder Lebensbereiche sollten nicht als Hoheitsgebiete der Frau betrachtet werden, die sie allein bestimmt. Stattdessen entstehen sie aus den gemeinsam entworfenen Regeln und Absprachen innerhalb einer FLR-Beziehung:
1) Freizeit: Mehr Me-Time für die Frau bei FLR
Im Bereich Freizeit geht es nicht unbedingt darum, dass die Frau die Aktivitäten und Hobbys ihres Partners kontrolliert, sondern darum, sich selbst mehr Freizeit zu verschaffen. Das bedeutet, dass ER mehr Aufgaben im Haushalt übernimmt, damit SIE mehr Me-Time hat. Führen heißt schließlich Delegieren.
2) Finanzen: Der Geldbeutel in weiblichen Händen
Wer das Geld hat, der hat die Macht – und das haben in traditionellen Beziehungen und Ehen zumeist die Männer. In FLR-Partnerschaften ist das anders. Hier verwaltet die Frau die Finanzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie auch Alleinverdienerin ist, sondern, dass das gemeinsam erwirtschaftete Geld kontrolliert und eingeteilt wird.
3) Sex: So, wie sie es mag
Auch beim Sex hat die Dame des Hauses in FLR-Beziehungen das Zepter fest in der Hand. Dabei geht es ihr nicht nur um das Wann, sondern auch um das Wie. Ob es hart oder zart wird, bestimmt sie. Ein heißer Quickie am Morgen oder ein romantisches Liebesspiel am Abend: Die Frau entscheidet über Praktik und Gangart. Und ER wird es genießen.
4) Haushalt: Der „Hausmann“ und seine Aufgaben
„Das bisschen Haushalt macht sich doch von allein …“ – und den macht in „Female Led Relationships“ der Mann. Natürlich nicht gänzlich, aber zu großen Teilen. Er hat klar definierte Haushaltsaufgaben, mit deren Erfüllung er seiner Liebsten nicht nur den Rücken freihält, sondern für die sie ihn auch belohnen kann. Denn delegiert die Frau die Aufgaben sinnvoll, bleibt genug Zeit für Zweisamkeit.
5) Lebensplanung: von der Frau definierte Lebensziele
Die Lebensplanung rund um Jobs, Kinderwunsch und Wohnumgebung ist ein weitreichendes Thema, das die Frau im Blick haben sollte. Sie setzt klare Ziele und um diese zu erreichen, führt sie ihren Liebsten in einer FLR-Partnerschaft durch verschiedene Stufen. Die Frau definiert, wie diese Lebensziele erreicht werden, und was er (und auch sie) auf dem Weg dahin zu tun haben.
In 4 Stufen zur extremen Führung
Neben den verschiedenen Lebensbereichen spielen auch die 4 Stufen zur absoluten Kontrolle eine große Rolle in gelebten weiblich geführten Beziehungen. Dabei geht es jedoch nicht darum, dass alle Stufen erklommen werden.
Stufe 1 – Der sanfte FLR-Einstieg
Die erste Stufe wird meist von Frauen bevorzugt, die von sich aus nicht unbedingt an einer FLR Interesse haben, deren Partner jedoch den Wunsch danach hegen. Sie tun es ihm „zuliebe“, was vollkommen in Ordnung ist, aber wenig mit dem eigenen Wunsch nach Dominanz und Führung zu tun hat. Die erste Stufe ist auch etwas für Frauen, die zwar Beziehungen auf Augenhöhe wollen, sich aber nach mehr Freizeit und Anerkennung sehnen.
Stufe 2 – Fahrt aufnehmen
Erreicht die Frau die zweite Stufe, dann hat sie bereits Blut geleckt. Sie hat Gefallen daran gefunden, sich verwöhnen zu lassen. Er nimmt ihr selbstverständlich alle übertragenen Aufgaben ab, damit sie sich einfach entspannen kann. Die weibliche Führung beim Sex kann dabei eine Rolle spielen, ist aber wenn eher untergeordnet.
Frauen nehmen den Wunsch ihres Partners nach Führung und Anleitung ernst und beschäftigen sich bereits mit der FLR-Beziehungsform. Die zweite Stufe ist auch eine Art Findungsphase, bei der vor allem die Frau herausfinden kann, wie weit sie gehen will. Auch spezielle Fetische wie Femdom werden noch nicht miteinbezogen.
Stufe 3 – Es ist offiziell
Innerhalb der dritten Stufe ist sich die Frau ihrer Rollen als weibliche Führung bewusst und weiß auch, was ihren Partner an dieser Art der Beziehung glücklich macht. Sie übernimmt in immer mehr Lebensbereichen die Führung, bricht aus dem klassischen Rollenbild aus und genießt dies in vollen Zügen. Meist wird nun auch der Kontakt zu Gleichgesinnten im Freundes- und Bekanntenkreis gesucht, um sich mit anderen Paaren austauschen zu können.
Sie bringt ihre eigenen sexuellen Vorlieben immer mehr ins Liebesspiel ein, und er genießt es, ihr ihre sexuellen Wünsche zu erfüllen. Bringt er ebenfalls eigene Vorlieben mit, dann entscheidet die Frau, wie und wann er diese im Bett mit ihr ausleben darf.
Stufe 4 – Die Lust am Extremen
In der vierten und letzten Stufe lässt sich eine FLR mit Femdom vergleichen, denn jetzt nehmen Sex und Erotik einen großen Stellenwert innerhalb der Beziehung ein. Die Beziehung wird auf allen Ebenen sehr intensiv und die Kontrolle der Frau über ihren Partner kann sehr weitreichend sein. Was er sagt, tut und wie er sich verhält, liegt allein in ihrer Hand. Während die Frau die Dominanz und Kontrolle in der Partnerschaft genießt, geht der Mann in seiner Rolle als FLR-Sklave auf, der seiner Herrin in der Ehe oder Beziehung dient.
Vor- und Nachteile einer FLR
Wie in jeder anderen Beziehungsform gibt es auch in einer FLR Vor- und Nachteile. Wenn man sich für diese Beziehungsart entscheidet, sollten beide Seiten bekannt sein.
Vorteile
Sind die „Fronten“ bereits zu Beginn geklärt, kommt es nicht zu Machtkämpfen oder Enttäuschungen innerhalb der Beziehung. Aufgaben, die klar definiert und verteilt sind, und Wünsche, die offen und ehrlich ausgesprochen werden, tun einer Beziehung sehr gut.
Außerdem können Paare in einer FLR-Beziehung aus den gängigen Rollenklischees ausbrechen, sich neu entdecken und ganz frei in ihrer eigentlichen Beziehungsart leben. Ein Mann, der immer die Führung übernehmen muss, obwohl das nicht seiner Natur entspricht, ist schnell überfordert und leidet unter dem Leistungsdruck.
Eine Frau hingegen, die sich SEINER Dominanz in allen Lebensbereichen unterordnen muss, aber weitaus bessere Führungsqualitäten hat als ihr Partner, ist unterfordert und unglücklich. Das kann zu Depressionen führen oder ein Beziehungskiller sein.
FLR ist eine (!) Möglichkeit, seine Beziehung nicht nach einem gesellschaftlichen Muster, sondern nach der eigenen Natur zu gestalten.
Nachteile
Eine weiblich geführte Partnerschaft birgt das Risiko, dass einer oder vielleicht sogar beide nicht aus den klassischen und anerzogenen Rollenbildern heraus können. Dadurch bleibt der Wunsch nach einer FLR unerfüllt, was zu Frust in der Beziehung führen kann.
In einer fortgeschrittenen Partnerschaft kann außerdem das Verhalten auf die Außenwelt verstörend wirken. Männer, die nicht wirklich überzeugt sind, verlieren schnell das Interesse. Ebenso ist es bei Frauen. Die Zeit und die Energie, die besonders die Frau in ihre Führungsrolle investiert, können die Partnerschaft belasten, wenn kein Raum mehr für andere gemeinsame Dinge bleibt.
Eine dauerhafte und ehrlich Kommunikation ist das A und O, damit eine FLR-Beziehung für beide Seite funktioniert.
Die Welt der Spielarten in einer „Female Led Relationship“
Eine FLR ist eine 24/7-Beziehung mit einem klaren Machtgefälle. Das kann bis ins Bett reichen, muss es aber nicht. Wenn die Frau auch beim Sex die dominante Rolle innehat, dann kann sie auf eine Vielzahl von Praktiken zurückgreifen, um ihren Liebsten zu dominieren und zu bestrafen.
Im BDSM-Bereich kann sich die Frau diverser Praktiken wie dem Cuckolding oder auch dem lustvollen Femdom bedienen. Sie kann ihrem Partner Keuschheit befehlen und seine komplette Sexualität psychisch und physisch kontrollieren und leiten.
Das Thema Keuschheit ist besonders reizvoll, weil es seinen kompletten Alltag bestimmen kann. Kombiniert die Partnerin die FLR mit einem Keuschheitsgürtel für ihn, ergibt er sich ganz ihrer sexuellen Kontrolle. Ihr obliegt es, ihn zu bestrafen, indem sie ihm den Orgasmus verweigert oder ruiniert, aber auch ihn zu belohnen. Was und wie gespielt wird, kontrolliert sie allein!
Tipps für eine FLR-Beziehung
Wie führt man eine FLR-Beziehung, welchen Part kann man in dieser einnehmen und wie findet man den passenden Partner oder die passende Partnerin dafür? Wir haben das Wichtigste zusammengefasst:
Als Femdom die Dominante sein
Die Führungsrolle sollte die Frau im Bett und im Alltag beherrschen. Dazu gehört, ihm vorzuschreiben, was er anzieht, welchen Hobbys er nachgeht, was er kocht und wie er sie am Abend verwöhnen soll. Sie sollte an ihren Führungsaufgaben wachsen und ihm damit ein Gefühl von Sicherheit geben. Die Domina ist hart, aber fair und hört und sieht ihren Sub oder FLR-Sklaven ganz genau.
Als Untergebener seiner Herrin folgen
Als devoter Partner sollte der Mann die Wünsche seiner Frau kennen sowie aufmerksam, folgsam und dankbar sein. Der Sub stellt seine Herrin nicht infrage und sieht es als Belohnung an, wenn er sie verwöhnen darf. Unterwerfung geht immer so weit, wie es sich für ihn gut und richtig anfühlt. Eine offene und direkte Kommunikation mit der Partnerin ist essentiell.
Die FLR-Beziehung mit einem Vertrag besiegeln
Klar definierte Regeln und Absprachen können in einem richtigen Vertrag festgehalten werden. Für einige Paare ist das nicht nur besonders reizvoll, sondern auch praktisch. Absprachen können sich so ins Gedächtnis gerufen und aus einer Vertragsverhandlung kann ein heißes Rollenspiel werden!
FLR-Kontakte finden
Konkrete FLR-Partnerbörsen gibt es (noch) nicht. Am besten funktioniert FLR-Dating über unsere BDSM-Kontaktbörse oder unsere Fetisch-Kontaktanzeigen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit hoch, beim „er sucht sie“ oder „sie sucht ihn“ den passenden FLR-Sklaven oder die passende FLR-Herrin zu finden.
Zudem können beide Geschlechter Anzeigen wie „FLR-Beziehung gesucht“ aufgeben. In BDSM- und Fetisch-Chats kann man darüber hinaus auch gleichgesinnte Paare kennenlernen und sich mit ihnen austauschen. Aber auch innerhalb der Community auf SexZone tummeln sich potenzielle FLR-Partner.
Ein Fazit zu weiblich dominierten Beziehungen
Eine „Female Led Relationship“ ist mehr als ein Dominanzspiel zwischen Mann und Frau, bei der die Frau den Mann unterwirft. FLR-Beziehungen leben von Kommunikation, Achtsamkeit und Wertschätzung!