Mann leidet durch Ghosting

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Ghosting beim Daten und in der Partnerschaft: Gründe & Tipps für Betroffene

Beim sogenannten Ghosting endet die Partnerschaft oder das Online-Dating für einen der Beteiligten mit einem bösen Erwachen. Was Ghosten im Detail bedeutet, was die Täter*innen dazu antreibt, jemanden zu ghosten und wie man sich als Opfer schützen kann, erläutern wir in diesem Ratgeber.

Was ist die Bedeutung von Ghosten?

Ghosting ist per Definition die abrupte Beendigung einer Beziehung oder Freundschaft durch einen der beiden Partner*innen. Das Phänomen ist sowohl im Rahmen einer bereits vorhandenen Partnerschaft als auch beim Chatten und realen Treffen nach dem Kennenlernen über ein Sex-Dating-Portal oder einer Partnerbörse bekannt.

Ohne, dass es dafür aus der Sicht der Leidtragenden einen triftigen Grund gibt, löst sich die andere Person wie ein Geist in Luft auf. Der Ghoster oder die Ghosterin geht nicht mehr ans Telefon, öffnet die Haustür nicht oder entfernt das Opfer aus der digitalen Freundesliste. So wird bspw. beim Tinder-Ghosting einfach das Match gelöscht.

Ghosting und seine Folgen

Beim Ghosting ist durchaus die Terminologie von Opfer und Täter angebracht – wenn auch nicht im juristischen Sinne –, da der oder die Verlassene je nach Intensität der vorangegangenen Beziehung einen heftigen Schock bzw. Trennungsschmerz erleiden kann.

Frau wurde geghostet
Bei vielen Ghosting-Opfern bleibt Wut und ein großes Fragezeichen (Foto: MikeDotta – Shutterstock.com)

Das gilt insbesondere, wenn das Opfer zum Täter ein enges Verhältnis aufgebaut hat, das dieser dann in Nullkommanix zerstört. Der oder die Zurückgebliebene hat keine Chance mehr über die Gründe des Ghostings zu reden – was bleibt, sind Wut und ein großes Fragezeichen.

Die betroffene Person beginnt zu grübeln, sucht die Fehler bei sich selbst, doch plausible Antworten und die Möglichkeit der Verarbeitung bleiben zumeist aus. Hier fragen sich die Opfer mit Recht, womit sie ein solches Verhalten verdient haben.

Der Ghosting-Effekt weist zudem Parallelen zum Mobbing auf. In beiden Fällen wird eine Person – in der Regel ohne eigenes Verschulden – ausgegrenzt, ohne sich wieder in die Gruppe integrieren bzw. die Beziehung wiederherzustellen zu können.

Warum ghosten Menschen überhaupt?

Im Rahmen eine Befragung von 1138 Mitgliedern fand die alternative Online-Partnervermittlung Gleichklang heraus, dass mit knapp 31 Prozent fast jeder Dritte mindestens einmal geghostet worden ist. Nur rund 18 Prozent gaben an, selbst einen Kontakt mittels Ghosting beendet zu haben.

In einem nächsten Schritt wurden die Ghoster*innen nach den Ursachen für ihr Handeln gefragt, um mehr über die Psychologie des Ghostings zu erfahren. Mehrfachantworten waren dabei möglich. 

Er oder sie passt einfach nicht zu mir!

Mit rund 47 Prozent antwortete fast die Hälfte der Befragten, dass der Grund in der mangelnden Passung der anderen Person läge.

Mann sieht Tinder Ghosting
47 % der Ghoster*innen nennen als Grund für ihr Verhalten, dass der Partner oder die Partnerin nicht zu ihnen passen würde (Foto: LightField Studios – Shutterstock.com)

Damit ist gemeint, dass der oder die andere nicht mehr länger den eigenen Erwartungen entsprochen hat. Entweder, weil die Person nicht interessant genug war oder weil sie negative Eigenschaften wie Unehrlichkeit an den Tag gelegt hat. Um ein Konfliktgespräch zu vermeiden, wurde auch hier der einfache Weg des Ghostings gewählt.

Mit 31,4 Prozent empfand knapp ein Drittel der Ghoster*innen die Kommunikation mit ihrem Gegenüber nicht mehr angemessen. So wurde dessen langweilige, stressige oder sogar beleidigende Wortwahl bemängelt.

Hausgemachte Probleme von Ghoster*innen

Die wohl am wenigsten schmerzhaften Ghosting-Ursachen für die Betroffenen sind private Probleme oder beruflicher Stress des Ghosters oder der Ghosterin. In der Befragung traf das auf 19,7 Prozent der Proband*innen zu.

Allerdings muss auch hier das aufrichtige Interesse des Ghosters oder der Ghosterin an einer Beziehung infrage gestellt werden. Wäre es vorhanden, könnt man sich schließlich mit den potenziellen Partner*innen über die eigenen Sorgen und Nöte austauschen.

Rund 15 Prozent haben geghostet, weil sie sich generell durch die Dating-Anforderungen überlastet gefühlt hätten. Permanentes Chatten, Nachrichten beantworten und verabreden würde zu anstrengend sein und zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

12,8 Prozent berichteten über Hemmungen beim Dating-Prozess. Eigene Bindungsängste spielten dabei genauso eine Rolle wie Probleme damit, anderen einen Korb zu geben. Und immerhin 5,9 Prozent hätten schlichtweg vergessen zu antworten und sich dann für einen plötzlichen Kontaktabbruch entschieden. Nicht also aus Desinteresse, sondern weil inzwischen einfach zu viel Zeit verstrichen wäre.

Von Narzissmus bis fehlende Reife: weitere Gründe für Ghosting

Weshalb sich eine Person mit Ghosting unvermittelt aus der Affäre zieht, kann auch weitere Ursachen haben. So wollen Narzisst*innen beim Daten nur das eigene Ego pushen, ohne ein Treffen oder eine Beziehung jemals ernsthaft in Betracht zu ziehen.

Zudem fahren viele Menschen auf Dating-Plattformen gerne mehrgleisig. Sind geeignetere Kandidat*innen in Sicht, wird die weniger attraktive Person auf das Abstellgleis gestellt. Das kann sowohl vor und nach dem ersten Date passieren als auch nach dem ersten Sex oder sogar im Anschluss an eine länger andauernde Affäre.

Plötzlicher Kontaktabbruch Frau
Nach einem Streit neigen vor allem Menschen mit wenig ausgeprägter Kommunikationsfähigkeit zum Ghosting (Foto: Viktor Gladkov – Shutterstock.com)

Auch Unsicherheit, fehlende Reife sowie ein Mangel an Kommunikationsfähigkeit sind mögliche Faktoren. Wer noch keine ausgereifte Persönlichkeit besitzt, geht einer Konfrontation lieber aus dem Weg. Das trifft als Ursache besonders zu, wenn sich das Ghosting kurz nach einem Streit ereignet hat.

Natürlich gibt es auch ganz nüchterne Gründe. Kann sich doch ein Ghoster oder eine Ghosterin von der Dating-Plattform abgemeldet haben, weil ihm oder ihr die kostenpflichtige Mitgliedschaft zu teuer war.

Ghosting: Keine Frage des Geschlechts

Ghosten ist kein feiner Zug und zeugt von wenig Taktgefühl. Eine Eigenschaft, die man reflexartig der Männerwelt zuordnet. Doch dieses altbewährte Klischee belegen Zahlen verschiedener Studien im Großen und Ganze nicht.

So ergab die Mitgliederbefragung von Gleichklang bei ihrer Auswertung in Bezug auf die Gewichtung der Täter- und Opferrolle so gut wie keine Unterschiede zwischen dem Geschlecht der Teilnehmer*innen wie auch ihrem Alter und Bildungsstand. Es wurden auch keine verschiedenen Gründe festgestellt, warum zum Beispiel Frauen und warum Männer ghosten.

Entgegen den Erwartungen stieß die Dating-Plattform ElitePartner in einer Beziehungsstudie sogar auf einen höheren Frauenanteil. 36 Prozent der weiblichen Befragten gaben zu, den Kontakt zu jemanden einfach abgebrochen zu haben. Demgegenüber outeten sich lediglich 21 Prozent der Männer als Ghoster.

Wie vor Ghosting schützen?

Grundsätzlich existiert keine goldene Regel, mit der Ghosting zu 100 Prozent verhindert werden kann. Allerdings gibt es zumindest beim Online-Dating-Ghosting erste Anzeichen, die einen möglichen Täter oder eine Täterin verdächtig machen. So etwa, wenn die oder der andere über einen längeren Zeitraum stets nur texten möchte und dem Vorschlag auf ein Treffen in Fleisch und Blut permanent ausweicht.

Mann wurde beim Online Dating geghostet
Wenn Flirtpartner*innen von sich aus wenig Initiative zeigen, sollte man selbst irgendwann die Reißleine ziehen (Foto: Roman Samborskyi – Shutterstock.com)

Dann ist dieser jemand entweder schüchtern oder hegt gar nicht die Absicht, die Flirtpartner*innen wirklich kennenzulernen. Hier hilft nur eine klare Ansage, um Nägel mit Köpfen zu machen. Bleibt die Person bei der Hinhaltetaktik, sollte man selbst die Reißleine ziehen. Die Opferrolle kann so präventiv vermieden werden.

Weitere Warnsignale – die auch in einer Beziehung gelten oder wenn erste Dates bereits stattgefunden haben –, sind zunehmende Kontaktabnahme und mangelnde Initiative der oder des anderen. Je weniger Nachrichten oder Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen von den Partner*innen ausgehen, desto größer das Risiko, irgendwann geghostet zu werden.

Zudem können das wiederholte Desinteresse an Kommunikation und sexuellen Aktivitäten ein Warnsignal für ein sich anbahnendes Ende der Beziehung und damit auch für die Möglichkeit von Ghosting sein.

Wichtig ist es daher, sich gar nicht erst als Ghosting-Ziel anzubieten. Auch wenn es leichter gesagt als getan ist, sollte man zumindest in den Anfang einer Beziehung nicht zu viel investieren. Wer bereits beim Chatten im Web sein Herz vergibt, ist ein leichtes Ghosting-Opfer.

Wie man auf das Ghosting reagieren kann

Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, ist häufig Angriff die beste Verteidigung. Wem es gut tut, der kann sich nach dem Ghosting mit einer letzten Nachricht per SMS oder über WhatsApp noch einmal kräftig Luft machen – vorausgesetzt, es besteht die Möglichkeit den Ghoster oder die Ghosterin zu erreichen.

Doch nicht immer ist das Umsetzen von Wut in einen Text die beste Wahl. Manchmal gilt auch hier: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. So bewahrt man im Zuge der Ghosting-Reaktion seinen Stolz und zeigt dem Ghoster oder der Ghosterin ebenfalls die kalte Schulter.

Bei der Verarbeitung von Ghosting ist zudem die Hilfe von Familie und Freund*innen gefragt. Gute Gespräche, Zuspruch und Trost sind nie verkehrt. Wer keine Vertrauensperson hat oder lieber mit Gleichgesinnten reden möchte, kann sich im Internet anonym in einem Ghosting-Forum austauschen.

Auch Ablenkung und Beschäftigung sind zwei gute Begleiter. Einigen hilft die Bestätigung im Job oder ein kreatives Hobby, andere müssen um die Häuser ziehen. Ein kleiner Flirt oder das nächste erotisches Abenteuer können Wunder wirken.

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