Foto: sakkmesterke – Shutterstock.com
So funktioniert fairer Paysex: Escort-Knigge für Kund*innen von Prostituierten
Täglich nutzen tausende Kund*innen die sexuellen Dienstleistungen von Sexarbeiter*innen, aber nicht alle kennen die Basics für eine faire Kommunikation und Zusammenarbeit. Sexworker sind nämlich weder eine Ware, noch gilt im Umgang mit ihnen das Motto „Der Kunde (oder die Kundin) ist König (oder Königin)”. Damit sich der Umgang mit Escort Girls und Co. künftig verbessert, hat Kaufmich, die größte Community für Sexarbeitende und Freier, die wichtigsten Grundregeln zusammengefasst.
Challenge beim Paysex: Intimität und Vertrauen im Schnelldurchgang
Für lustvollen Sex braucht es eine Portion Intimität und Nähe – auch beim Paysex mit Sexworker*innen. Alles, was sich im Laufe einer Beziehung aufbaut, entwickelt sich zwischen Kund*innen und Sexarbeiter*innen in sehr kurzer Zeit. Darum ist es wichtig, vorab verbindliche Absprachen über die Dos und Don’ts beim Sexdate zu treffen, Grenzen zu wahren und sich an die Regeln zu halten.
Das schafft beidseitig Vertrauen und führt zu mehr Intimität. Beide Faktoren sind wichtig, damit die Chemie stimmt. Und damit das auch der Fall ist, sollten sich Kund*innen und Escorts sicher fühlen. Neben individuellen Abmachungen gibt es aber auch unausgesprochene Regeln, die entscheidend für die Stimmung eines Paysex-Dates sind.
Respekt und Wertschätzung schon beim ersten Kontakt
Egal ob High Class Escort oder Straßenstrich: Respekt und Wertschätzung sind die Grundvoraussetzung für eine sichere und gute Arbeit von Sexarbeitenden. Das sollte für potenzielle Kund*innen schon bei der Kontaktaufnahme selbstverständlich sein. Wer unsicher ist, muss das nicht mit prolligem oder übergriffigem Verhalten überspielen, sondern kann ehrlich sein. Erfahrene Sexworker*innen wissen, wie sie am besten mit Unsicherheiten und offenen Fragen umgehen.
Zu einem respektvollen Umgang gehört auch, dass man die Grenzen und Tabus wahrt und diese weder in Frage stellt noch überschreitet. Wichtig: Dirty Talk hat im Vorgespräch nichts zu suchen, denn hier geht’s erstmal um das Geschäftliche.
Über Geld spricht man nicht? Aber sicher!
Über Sex und Geld spricht man nicht gerne. Beim Paysex, wie der Name es vermuten lässt, stehen diese beiden Dinge aber im Fokus. Also sollten Kund*innen unbedingt vor dem Treffen mit Sexworker*innen darüber sprechen. Zum einen schützen sich so beide Seiten vor Betrug und zum anderen weiß man als Kunde oder Kundin, in welcher Preisklasse sich Escorts bewegen. Finanzielle Fragen sollten vor dem Sexdate geklärt sein, denn Nachverhandlungen gehen gar nicht. Wer im Nachhinein den Preis drücken will, belastet die Atmosphäre und versaut sich und dem anderen das Treffen.
Kund*innen übergeben die zugesprochene Summe in einem unverschlossenen Umschlag zu Beginn des Treffens – am besten unaufgefordert, dann muss der oder die Prostituierte nicht extra danach fragen. Erfahrene Sexarbeitende werden diskret nachzählen und man hat den Kopf frei für den Sex.
Safer Paysex: Regeln, Rechte und Gesetze für Escorts und Kund*innen
Bevor man Escorts bucht, sollte man sich über die rechtliche Lage informieren. Diese kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, besondere Vorsicht ist im Ausland geboten. Die wichtigsten Informationen gibt es in Sexworker-Foren oder im Sexwork-Atlas, in dem Kund*innen die betreffende Stadt auswählen können.
Das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) gilt deutschlandweit und soll Sexarbeitende vor Ausbeutung schützen sowie ihre Rechte wahren. Dieses Gesetz beinhaltet eine Kondompflicht, deren Einhaltung von den zuständigen Behörden kontrolliert wird.
Aber es gibt auch regionale Unterschiede: In einigen Städten, wie München, gelten Sperrgebietsverordnungen. Will man sich mit einer Escort-Lady oder einem Escort-Herren zum Beispiel in einem Hotel in einer Sperrgebietszone treffen, macht man sich strafbar. Das Gleiche gilt für Sex ohne Gummi. AO-Anfragen, also Alles-ohne-Kondom, werden von seriösen Escorts nicht beantwortet. Das gilt auch für den Oralverkehr. Einige verwenden auch das Label „Safer Sex Only” auf ihrem Profil.
Frisch geduscht ist der Sex besser
Ein gepflegtes Aussehen und die Basics der Körperhygiene sollten selbstverständlich sein. Wenn das so wäre, müsste dieser Punkt allerdings nicht im Escort-Knigge auftauchen. Escorts freuen sich über gepflegte und gut riechende Kund*innen, die wissen, wie man Seife und Shampoo benutzt – besonders im Intimbereich. Und da man sich ein Paysex-Date nicht alle Tage gönnt, sollte man es wie einen besonderen Anlass behandeln und sich dementsprechend kleiden.
Egal, ob es zur Knutscherei kommt oder nicht, sollten Kund*innen Wert auf gepflegte und saubere Zähne legen. Mundgeruch und eklige Zähne sind weder bei einem Date noch beim Paysex angenehm. Schließlich kann man von Sexarbeitenden auch Hochglanz erwarten.
Persönliche Fragerunde mit Escorts? Nein, danke!
Sexworker*innen haben ein Privatleben, wie alle anderen Menschen auch. Das beinhaltet meist einen Hauptjob, Kinder, Freund*innen und Partner*innen. Wollen sie mit ihren Kund*innen darüber sprechen? Nein! Als Kunde oder Kundin sollte man nie nach dem echten Namen oder dem Job fragen. Das killt garantiert die Stimmung und hat beim Paysex-Date nichts zu suchen, schließlich fragt man seinen Zahnarzt oder seine Zahnärztin auch nicht nach seinem bzw. ihrem Sexleben.
Sollten Sexworker*innen doch spontan mit ihren Kund*innen ins Plaudern kommen, sollten beide Seiten die kleinen Geheimnisse für sich behalten und diskret mit den Informationen umgehen.
Drogen und Alkohol sind ein No-Go
Alkohol macht locker und lässt die Hemmungen fallen, schränkt aber auch die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit ein. Drogen und Alkohol können zu Aggressionen und einem kompletten Kontrollverlust führen – beides Dinge, die für Sexarbeitende anstrengend oder gefährlich sind, daher sollten diese Substanzen für Kund*innen (und Escorts) tabu sein. Bei potenzsteigernden Mitteln wie Viagra sollte man ebenfalls vorsichtig sein, diese Dinge nur nach Rücksprache mit Ärzt*innen verwenden und die Einnahme den Escorts im Vorgespräch mitteilen.
So können Sexarbeiter*innen entscheiden, ob sie auf die jeweiligen Ansprüche eingehen wollen. Übrigens sollte man niemals Viagra mit Poppers verbinden, denn das kann tödlich enden! Wer mehr Stehvermögen will, lässt die Finger von Mitteln aus dem Internet und geht in die Apotheke.
Escorts sind keine Pornostars
Manche Sexworker*innen bieten zwar „Porno-Erfahrungen” auf ihren Profilen oder nutzen das Label „tabulos”. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich wie im Mainstream-Porno stupide hämmern lassen, sondern mehr anbieten als sinnliche Girlfriend Experiences. Es geht weder um ungeschützte Sexpraktiken noch um Porno-Attitüden. Kund*innen sollten im ersten Gespräch die Praktiken erfragen, die angeboten werden und ihre Wünsche äußern.
Wer sich im Fetisch- und BDSM-Bereich austoben will, sollte dafür Prostituierte anfragen, die Profis auf ihrem Gebiet sind. Besonders Anfänger*innen sollten sich keinen Druck machen, weil sie bei Escorts mit Stehvermögen punkten wollen. Beim Sexdate geht’s für Kund*innen um Genuss und Lust und nicht um Leistung.
Romantik? Ganz dünnes Eis!
Beim Paysex geht’s um ungetrübten Spaß ohne Verpflichtungen und gegenseitige Ansprüche. Bezahlter Sex ist ein Business, und Geschäft ist eben Geschäft. Das ist ziemlich unromantisch, aber Kund*innen sind nicht in einer Partnerschaft mit Escorts und romantische Emotionen haben hier nichts zu suchen. Nicht umsonst heißt die größte deutsche Community für Sexarbeiter*innen und Kund*innen Kaufmich.com.
Das geschäftliche Verhältnis zu Sexarbeitenden sichert dem Kunden oder der Kundin Diskretion, selbst wenn man sich auf der Straße oder anderswo begegnet. Während man von einem One-Night-Stand gegrüßt wird, reagieren Professionelle diskret. Grüßen ist übrigens auch ein No-Go, wenn einer von beiden in Begleitung ist. Wer seinen romantischen Gefühlen Raum geben will, sollte sich lieber auf Online-Dating-Plattformen umsehen.
Fingerspitzengefühl: Was ist zu tun, wenn Escorts in Not sind?
Oftmals ist es gar nicht so einfach, Zwangsprostitution zu erkennen, denn häufig gibt es Sprachbarrieren zwischen Kund*innen und Sexarbeiter*innen. Da hilft es nur, sich mit Händen und Füßen zu verständigen.
Wer eindeutige Signale von illegalem Menschenhandel oder Zwangsprostitution erkennt, aber nicht handelt, macht sich strafbar. Bekommt man also mit, dass Escorts nicht freiwillig arbeiten oder/und unter starkem Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen, sollte man nachfragen und die Angelegenheit notfalls zur anonymen Anzeige bringen. Lustlosigkeit, blaue Flecken und Müdigkeit können Indizien sein – aber auch auf ein Rollenspiel mit dem letzten Kunden beziehungsweise der letzten Kundin oder Übermüdung hinweisen.