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Paysex: Nackte Tatsachen & Zahlen zur Prostitution in Deutschland
Über das Thema käufliche Liebe wird in der Gesellschaft gerne der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Wir hingegen möchten reden und zeigen nachfolgend auf, was man rund um das Thema Paysex wissen sollte – von unterschiedlichen Arten der Prostitution über das Pricing der Nutten bis hin zu den Rechten von Sexarbeiter*innen.
Was ist Prostitution?
Prostitution ist die Sex-Dienstleistung von mindestens einer Person, die mit zahlenden Kund*innen sexuelle Handlungen wie Geschlechtsverkehr und Oralsex ausübt. Tätigkeiten mit Vorführcharakter wie etwa Tabledance oder Peepshows fallen nicht unter die Definition von Prostitution.
Einen Sonderfall stellen die Dominas dar. Obwohl sie zumeist keinen Sex mit ihren Freiern haben, zählen auch sie als Prostituierte, da sie mit den BDSM-Praktiken ebenfalls eine sexuelle Dienstleistung anbieten.
Über die Anzahl der Sexarbeiter*innen in Deutschland
Wie viele Menschen hierzulande tatsächlich Sex gegen Bezahlung anbieten ist statistisch nicht eindeutig belegt. Laut Statistischem Bundesamt waren in Deutschland 30.636 Prostituierte offiziell bei der Behörde angemeldet (Stand: 31.12.2023).
Von den insgesamt 30.600 gemeldeten Prostituierten war die Mehrheit, nämlich 23.100 (entsprechend 75 %), zwischen 21 und 44 Jahre alt. Rund 6.500 Personen (21%) waren 45 Jahre und älter, während 1.100 (4%) zwischen 18 und 20 Jahre alt waren.
5.400 der registrierten Prostituierten hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, was einem Anteil von 18% entspricht. Die drei am stärksten vertretenen ausländischen Nationalitäten waren Rumänien mit 11.100 (36% aller registrierten Prostituierten), Bulgarien mit 3.400 (11%) und Spanien mit 2.100 (7%).
Die Gesamtzahl der Prostituierten, Callboys und Stricher dürfte weitaus höher sein. Das hängt mit der beachtlichen Dunkelziffer des Rotlichtmilieus zusammen. Ob die Zahl der Sexarbeiter*innen inklusive der illegal Beschäftigten in die Hunderttausende geht – wie es manche Medien berichten –, bleibt spekulativ. Gleiches gilt für die Anzahl der Freier. Auch hierzu gibt es keine belastbaren Zahlen.
Goldgrube Sexarbeit – Umsatz in der Rotlichbranche
Dass mit Sex viel Geld zu verdienen ist, ist hinlänglich bekannt. Welche Summe in Deutschland durch Bordelle und Prostituierte erwirtschaftet wird, ist allerdings aufgrund der Dunkelziffer ebenfalls nur auf Basis von Schätzungen möglich.
Auch hier ist als Quelle das Statistische Bundesamt heranzuziehen. Die Umsätze belaufen sich demnach auf etwa 15 Milliarden Euro jährlich mit einem Gewinn von rund 7 Milliarden Euro. Diese Einschätzung wurde wohlgemerkt vor Corona-Zeiten abgegeben.
Variationsformen der Prostitution in Deutschland
Prostitution hat viele Gesichter. Neben professionellen Vertreter*innen des Rotlichtmilieus gibt es nicht zuletzt mit Aufkommen des Internets auch zahlreiche Amateur*innen, die Sex für Geld anbieten.
Die erstgenannte Gruppe verdient ihren Lebensunterhalt mit käuflichem Geschlechtsverkehr, während Hobbyhuren – auch Taschengeldnutten genannt – eher auf ein kleines Extra-Einkommen schielen. Überhaupt variieren die finanziellen Erträge von Nutten enorm. Die edle Escort-Prostituierte einer Agentur verdient in der Regel deutlich mehr als die einfache Bordell- oder Straßenhure.
Eine weitere Differenzierung zielt auf die Vorlieben der Kunden ab. Manche Freier sind mit der klassischen 08/15-Nummer bestens bedient, andere haben besondere Fetische und lassen es sich gerne von einer Domina oder Transsexuellen besorgen. Für Kundinnen und homosexuelle Männer gibt es Callboys bzw. stehen männliche Prostituierte – zum Beispiel auf dem Schwulenstrich – bereit.
Prostitutionsstätten – wo Nutten zu finden sind
Die Locations der Prostitution waren lange Zeit dominiert von Bordellen und Laufhäusern sowie dem Straßenstrich. Hier kann der Freier mit der Hure auf ein Zimmer gehen oder Sex gegen Geld im eigenen Auto bzw. im Wohnwagen der Nutte haben.
Bordelle gibt es mittlerweile auch in Form von Sex- und Sauna-Clubs. Diese bieten den Kund*innen neben Paysex zum Beispiel FKK, Massagen und Tabledance an. Darüber hinaus mehrt sich auch die Zahl der selbstständigen Nutten, die über Inserate oder das Internet buchbar sind. Treffpunkt ist entweder die Wohnung der Prostituierten oder die eigenen vier Wände des Freiers, wenn er die Nutte nach Hause bestellt.
Paysex 2.0: Huren im Internet
Wie bereits geschildert, gibt es neben den analogen auch zunehmend digitale Möglichkeiten, mit einer Prostituierten in Kontakt zu kommen. Auf unzähligen Huren-Portalen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der Vorteil für die Anbieter*innen der Dienstleistung: Das Internet eröffnet die Möglichkeit, weitestgehend unabhängig und selbstständig zu agieren.
Losgelöst von einem Zuhälter oder Bordell-Betrieb können Prostituierte wie auch Hobbynutten selbst inserieren und bestimmen, welche Art von Sex-Dienstleitungen sie zu welchem Preis anbieten möchten und für welche erotischen Praktiken sie nicht zu haben sind.
Eine Win-win-Situation: Denn auch die Freier sind so in der Lage, die zu ihren Vorlieben passenden Huren dank Suchfilter und Erfahrungsberichten anderer Kund*innen schnell und einfach zu finden.
Nutten-Rating in Huren-Foren
Seit geraumer Zeit gibt es im Internet Foren, deren Beiträge sich ausschließlich um Paysex drehen. Auch bekannt als Huren-Foren tauschen sich hier überwiegend Männer über ihre Vorliebe beim Sex mit Nutten aus. Dabei geht es unter anderem um den Service, Nationalitäten, Lokalitäten und wie viel Geld die Prostituierten für den Sex verlangen.
So weit, so gut. In der Kritik allerdings stehen Foren wie diese aufgrund ihres Bewertungscharakters. Frauen würden demnach unter Verwendung unangemessener Sprache wie eine Bestellung im Warenhaus klassifiziert.
Sex für Geld – wie tief ein Freier in die Tasche greifen muss
Dass eine schnelle Nummer an der Straßenecke günstiger ist als der Hausbesuch einer Edel-Prostituierten, liegt auf der Hand. Wie sich die Prostitutions- und Bordell-Preise im Detail darstellen, lässt sich nicht pauschalisieren.
Je nach Stadt, Location und Art der Sex-Dienstleistung gibt es jedoch Durchschnittspreise, an denen man sich in Bezug auf die Prostitution in Deutschland orientieren kann. Auf dem Straßenstrich beispielsweise ist Oralsex und Geschlechtsverkehr bereits für 20 bis 50 Euro zu haben.
Für diese Preiskategorie hat der Freier bei einem Bordellbesuch höchstens 20 Minuten Zeit. Eine volle Stunde liegt – je nach Qualitätsstandard des Puffs – bei mindestens 100 Euro. Freischaffende Nutten, die den Kunden in ihren eigenen vier Wänden empfangen, heben das Preisniveau mit durchschnittlich 150 Euro pro Stunden deutlich an.
Getoppt wird die Höhe des Geldes, das man für Sex ausgeben kann, nur noch von Dominas und Escort-Girls. Hier ist ein drei- bzw. vierstelliger Euro-Betrag durchaus im Bereich des Möglichen.
Bei fast allen Prostituierten ist zu beachten: Einige Leistungen wie Analsex, Natursekt oder Gesichtsbesamung gelten als Extras und kosten einen Aufpreis.
Was kann man mit Huren erleben?
Geheimen Männerfantasien sind keine Grenzen gesetzt. Ob aus Scham oder weil die Partnerin nicht darauf steht – wer seine Fetische ausleben möchte, ist in manchen Fällen bei einer Prostituierten besser aufgehoben als bei seiner Ehefrau oder Freundin.
Neben Geschlechtsverkehr in Missionarsstellung bieten Nutten den bezahlten Sex in verschiedenen Stellungen wie Doggy-Style und Reiterstellung an. Abseits des Coitus ist für viele Freier der Blowjob unverzichtbar.
Auch Bedürfnisse nach Analsex, Lecken in der Stellung 69 und ausgefallenen Fetischen wie Fußfetisch, Natursekt und BDSM-Leistungen sind keine Seltenheit. Softer geht es beim Girlfriendsex zur Sache – eine Vorliebe, die zärtlichen Geschlechtsverkehr mit Kuscheln verspricht.
Manche Prostituierte erfüllen auch optische Vorlieben von Freiern, bspw. tätowierte, alte Nutten oder mollige Huren.
Ein Callboy ist auf die sexuellen Wünsche von Frauen und schwulen Männern ausgerichtet. Zur Prostitution gehört auch Sex mit Transsexuellen und einige Sexarbeiter*innen sind auch für Dreier oder sogar Gruppensex zu haben.
AO-Sex mit Prostituierten: in Deutschland verboten
In Sex-Foren und auf Pay-Sex-Seiten wird manchmal auch AO-Sex diskutiert bzw. angeboten. Die Abkürzung steht für „Alles-Ohne-Kondom-Sex”, also Geschlechtsverkehr ohne die entsprechende Verhütung zu praktizieren. Im weiteren Sinne gehören dazu auch Praktiken wie FO (Französisch-Ohne), also Blasen ohne Kondom, SS (Sperma Schlucken) und ZA (Zungenanal, auch bekannt als Rimming).
Huren und Freier sollten sich über das Verbot und die Gefahren von AO-Sex im Klaren sein – kann dieser doch zu einer HIV-Übertragung und der Ansteckung mit zahlreichen weiteren Geschlechtskrankheiten führen. Trotzdem bieten manche Prostituierte diesen verruchten Sex-Service gegen einen „Gefahrenzulagen”-Aufpreis an.
Das Prostituiertenschutzgesetz – Segen oder Fluch?
Seit dem 1. Juli 2017 soll in Deutschland das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) Sexarbeiter*innen im Rotlichtgewerbe den Rücken stärken. Ziel ist die Verhinderung von Zwangsprostitution und Gewalt gegen Prostituierte jeden Geschlechts.
Mit Inkrafttreten des Gesetzes müssen Nutten ihre Tätigkeit in der für sie zuständigen Behörde anmelden. Zudem ist die Teilnahme an einer Gesundheitsberatung Pflicht, um den sogenannten Hurenpass zu erhalten, mit dem das legale Arbeiten im Sexgewerbe möglich ist.
Auch der Betreiber eines Rotlicht-Etablissements muss sich registrieren. Kommt es zum Beispiel durch einen Bordellbesitzer zu Übergriffen an seinen Mitarbeiter*innen, kann die Behörde den Aggressor anhand ihres Registers besser identifizieren und sanktionieren.
Doch hilft das Gesetz den Prostituierten oder verstärkt es ihr Stigma in der Gesellschaft sogar, wenn sie nun offiziell den Stempel einer „Hure” aufgedrückt bekommen? Ganz abgesehen davon, dass sich viele der Nutten ohnehin bereits als selbstständig gemeldet haben, um ihr Gewerbe zu betreiben.
Es ist anzunehmen, dass der Fade Beigeschmack des Prostituiertenschutzgesetzes dazu geführt hat, dass zahlreiche Nutten in illegale Rotlichtbereiche und in den schwerer zu regulierenden Online-Markt geflohen sind. Der Schutz vor gewalttätigen Zuhältern und Freiern, den das Prostituiertenschutzgesetz gewährleisten will, wird damit ad absurdum geführt.
Positiv hervorzuheben ist, dass mit dem Prostituiertenschutzgesetz Flatrate-Sex, Gangbang-Partys und AO-Sex in Deutschland definitiv verboten sind. Ob dies trotzdem hinter geschlossenen Puff-Türen angeboten wird, hängt auch von der Quantität und Qualität staatlicher Kontrolle ab.
Lebensumstände von Prostituierten
Wie steht es um die Qualität der Lebensumstände von Prostituierten in Deutschland, auch im Vergleich zu anderen Nationen? Dazu hat Erobella eine umfangreiche Studie herausgebracht.
Die gute Nachricht vornweg: Von den 25 untersuchten Ländern ist Deutschland mit elf Interessenvertretungen, einem sozialen Zusammenhalt von 92 % bei einer Anzahl von 34 Rotlichtvierteln die Nummer eins. Die im Zuge der Sexarbeit häufig gefährlichere Straßenprostitution hat einen Anteil an der Gesamtzahl der Nutten in Höhe von gerade mal 13 Prozent.
Trotz der vielen Fragezeichen beim Prostituiertenschutzgesetz scheint man hierzulande insgesamt auf dem richtigen Weg zu sein. Auch da Deutschland wie zum Beispiel auch Österreich – das den zweiten Platz belegt – im Vergleich zu vielen anderen Nationen Prostitution legalisiert hat.
Zum Vergleich der hier erhobenen Statistik zur Prostitution in Deutschland: Auf dem letzten Platz des Sexworker-Index befindet sich Frankreich. Während die Anzahl der Rotlichtviertel mit 35 fast identisch mit der von Deutschland ist und es immerhin acht Interessenvertretungen gibt, ist der soziale Zusammenhalt mit 88 % etwas niedriger.
Das Problem aber ist das landesweit geltende Prostitutionsverbot, sodass Huren keine gesonderten Rechte haben und der Straßenstrich für 61 Prozent von ihnen die einzige Möglichkeit ist, in ihrem Gewerbe Geld gegen Sex zu verdienen.
Beim Blick über den großen Teich findet man die Vereinigten Staaten von Amerika auf Platz 13. Hier ist das soziale Netzwerk mit 91 % zwar auf einem hohen Level, dafür ist Prostitution aber in den meisten Bundesstaaten illegal. So gibt es im Verhältnis zur Größe der USA eine nur geringe Anzahl von Rotlichtvierteln, während jede fünfte Prostituierte auf der Straße anschaffen geht.
Die Sache mit dem Paysex-Verbot
Frankreich und die USA sollten also eine Mahnung sein! Ein Sexkaufverbot – wie es auch hierzulande in der Politik in regelmäßigen Abständen diskutiert wird – würde die Lage der Prostituierten in Deutschland womöglich verschlechtern.
Käufliche Liebe wird es wohl immer geben. Ein Verbot drängt die Akteur*innen lediglich in die Illegalität und auf die Straße, was Zwangsprostitution, Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt gegen Huren wieder neue Räume öffnen könnte.
Bewertung der aktuellen Lage
Die Nachfrage nach Paysex ist in Deutschland ungebrochen groß. Das belegt die hohe Anzahl der Prostituierten sowie das breite Spektrum ihrer sexuellen Dienstleistungen. Die dabei zum Tragen kommenden Mechanismen der Rotlichtbranche sind in der Regel besser, als sie im öffentlichen Diskurs häufig dargestellt werden.
Wer hierzulande Sex für Geld anbietet, partizipiert an einem legalen Gewerbe mit klar definierten Regeln zum Schutz seiner Sexarbeiter*innen. Luft nach oben wird es immer geben, genauso wie jede Branche schwarze Schafe hat. Ein Sexkaufverbot aber wäre vermutlich ein Schritt in die falsche Richtung.