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Schlechter Sex – was steckt dahinter?
Fast jeder Mensch hatte schon mal schlechten Sex – doch kaum einer spricht darüber. Wir möchten ein wenig Licht ins Dunkel der deutschen Schlafzimmer bringen und gehen daher den Ursachen und möglichen Lösungen für schlechten Sex auf den Grund.
Was ist schlechter Sex?
Die Frage ist natürlich sehr subjektiv. Jeder Mensch definiert schlechten Sex anders – und meist ist man selbst ja auch nicht ganz unschuldig daran. Daher ergibt es zunächst mehr Sinn, die Fragestellung umzudrehen: Was bedeutet eigentlich richtig guter Sex?
Die Sexologin Ann-Marlene Henning sagt dazu in einem Spiegel Interview ganz kurz und knapp: „Guter Sex ist, wenn beide etwas spüren und es wollen.“ Weiterhin werden in der Regel Spontanität, Spaß und Ungezwungenheit mit gutem Geschlechtsverkehr assoziiert. Für viele Paare geht es darum, sich im Bett komplett fallen zu lassen und die erotische Situation mit dem Partner oder der Partnerin in vollen Zügen zu genießen.
Im Umkehrschluss bedeutet das dann jedoch für schlechten Sex: Irgendetwas passt nicht im Bett. Anstatt den Kopf abzuschalten und sich voll und ganz auf den anderen Partner einlassen zu können, kommt man einfach nicht in Stimmung.
Oftmals ist auch einfach zu wenig Feuer im Spiel. Zu wenig Leidenschaft. Zu wenig Zärtlichkeit. Kein Miteinander. Auf Dauer kann schlechter Sex sogar schädlich für eine Beziehung sein. Doch dazu später mehr.
Definieren Männer und Frauen schlechten Sex unterschiedlich?
Ist er schlecht im Bett oder ist sie schlecht im Bett? An wem liegt es, dass der Sex unbefriedigend ist? Bevor man diese Frage versucht zu beantworten, sollte man sich jedoch klar machen, dass Männer und Frauen Sex oftmals sehr unterschiedlich bewerten.
Männer skalieren guten Sex häufig anhand des eigenen Orgasmus. Das Kommen gehört für sie wie selbstverständlich dazu. Erreichen sie beim Geschlechtsverkehr hingegen mal nicht den Höhepunkt, wird der Sex schnell als „schlecht“ abgestempelt.
Bei Frauen verhält sich die Bewertung anders: Für sie gehört ein Orgasmus nicht zwingend zu einem guten Sexerlebnis dazu. Stattdessen wird mehr Wert auf Leidenschaft, Zärtlichkeit und die Intensität gelegt. Nur wenige Damen würden sagen „der Freund ist schlecht im Bett”, weil er es nicht geschafft hat, die Frau zum Höhepunkt zu bringen. Frustration entsteht jedoch auf beiden Seiten, wenn die gegenseitige Lust nach Nähe und Zärtlichkeit nicht ausreichend erfüllt wird.
Der Sex ist schlecht: Welche Gründe gibt es für die schwache Performance?
Umfragen zum Thema Sex und der Zufriedenheit der Paare lassen tief blicken. Anhand einer aktuellen Befragung des Erotikportals Joyclub mit mehr als 2.000 Teilnehmenden wurde bekannt, dass 89% der befragten Damen und 76% der befragten Herren bereits nicht zufriedenstellenden Sex hatten. Eine überraschend hohe Zahl, weshalb man sich die Gründe dafür genauer ansehen sollte.
Was ist der Hauptgrund für schlechten Sex? Auf Platz eins landet in der Joyclub-Umfrage die mangelnde Leidenschaft. Fehlen Lust und die Aufopferung beim Sex, dann ist dieser für zahlreiche Frauen und Männer nur noch mangelhaft.
Auf dem zweiten Platz ist der Grund „Langeweile“ angeführt. Empfinden die Partner*innen die Bemühungen als eintönig und gibt es keine Abwechslung, kann der Sex ebenfalls unbefriedigend werden.
Viele Ladies geben zusätzlich als Beweggrund die mangelnde Technik an. Frei nach dem Motto: „Weiß der Mann überhaupt, was er da unten tut?“ Laut der Umfrage scheinen einige Männer noch ein gewisses Verbesserungspotential zu haben, was ihre Sex-Künste betrifft.
Wie spricht man schlechten Sex in der Beziehung an?
Vielleicht geht es dir wie vielen anderen Menschen: Du hast das Gefühl, dass dein Freund oder deine Freundin schlecht im Bett ist – aber du hast keine Ahnung, wie du das Thema in der Beziehung ansprechen sollst.
Was du als Frau tun kannst, wenn der Mann schlecht im Bett ist, weiß die Journalistin und Sex-Podcasterin Ariane Alter. Sie empfiehlt eine sehr direkte Ansprache und Kommunikation: „Eine Bekannte von mir hat einfach ihre Vagina auf einem Blatt Papier aufgemalt und ihrem Freund gezeigt, wo sie geleckt und angefasst werden möchte. Das sah natürlich zunächst sehr nach Bio-Unterricht aus. Letztendlich war das Ergebnis für sie aber super gut. Sie ist aktuell mit ihrem Sexleben sehr zufrieden.”
Auch wenn du als Mann nur sehr ungerne über dein Sexleben sprichst: Es bringt meistens nichts, nur ungefähre Andeutungen gegenüber deiner Partnerin zu machen. Je direkter und prägnanter deine Kommunikation, desto besser kann sie auf deine individuellen Wünsche eingehen.
Ich bin nicht gut im Bett: Was kann ich tun?
Bin ich schlecht im Bett? Diese Frage hat sich wohl jeder Mann und jede Frau schon einmal selbst gestellt. Natürlich ist es gar nicht so einfach, sich diese Frage selbst ehrlich zu beantworten. Doch es gibt einige Anzeichen, anhand derer du schlechten Sex erkennen kannst. Auch bei dir selbst.
Bestimmt zum Beispiel die Uhrzeit das Sexualverhalten im Bett, kann man von einer mangelhaften Befriedigung ausgehen. Guter Sex wird nämlich nicht durch die Uhr bestimmt. Nicht jede Frau kommt nach 13,5 Minuten. Und nicht immer muss der Sex erst um 22:30 Uhr kurz vor dem Schlafengehen stattfinden. Spontanität und Abwechslung sind für viele Paare deutlich wichtiger als bloßes Rein-Raus nach Schema F.
Für viele Menschen ist außerdem ein leidenschaftliches Vorspiel beim Sex wichtig. Fehlen Intimität und Zärtlichkeit vollkommen – und dazu gehört auch der direkte Augenkontakt – ist der Sex oft nur noch halb so gut.
Schlechter Sex in der Ehe ist leider gar keine Seltenheit. Wenn Paare eine längere Beziehung führen, wird der Sex oftmals zur schnellen Pflicht. Dann sind die Lust und die Qualität des Geschlechtsaktes nur noch nebensächlich. Für Langzeitpaare kann Slow Sex eine interessante Lösung sein. Dabei wird der Fokus weniger auf das Erreichen des Orgasmus gelegt als vielmehr auf die zwischenmenschliche Beziehung und Zärtlichkeit.
Auch mangelndes Selbstvertrauen kann ein Grund für unbefriedigenden Sex sein. Fühlt sich ein Part im Bett nicht wohl oder ist aus Unerfahrenheit noch sehr unsicher, wird der Sex schnell verkrampft. Für richtig guten Sex musst du dich völlig entspannen und fallen lassen können.
Ist schlechter Sex ein Trennungsgrund?
Ist der Mann schlecht im Bett? Ist die Frau schlecht im Bett? Wenn die Chemie in der Kiste nicht mehr stimmt, dann ist die Trennung meist nicht weit.
Dazu kommt, dass viele Paare nur unzureichend miteinander kommunizieren. Besonders wenn es die eigene Sexualität betrifft. Dies beweist auch die Umfrage des Erotikportals Joyclub. Demnach sprechen 49% aller Befragten nicht offen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über ihren schlechten Sex. Frauen bevorzugen den Austausch mit der besten Freundin und Männer den Schriftwechsel in anonymen Foren.
Daher gilt: Wer schlechten Sex als Trennungsgrund verhindern möchte, sollte sich offen mit seinem Partner oder seiner Partnerin darüber austauschen. Was ist bisher nicht ideal im Bett gelaufen? Was kann verbessert werden?
Ich habe schlechten Sex mit meinem neuen Partner – und jetzt?
Schlechter Sex am Anfang einer Beziehung ist gar nichts Ungewöhnliches. Unerfahrenheit und Nervosität können wesentliche Gründe dafür sein. Doch keine Panik: Das Liebesspiel kann sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten noch deutlich verbessern!
Grundlage dafür ist eine offene Kommunikation auf Augenhöhe: Verzichtet auf gegenseitige Vorwürfe, sondern geht behutsam und ehrlich miteinander um. Sprecht offen über eure eigenen sexuellen Wünsche und nehmt auch die Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin ernst.
Oftmals hilft es außerdem, seinem Gegenüber ganz konkret zu zeigen, wo er oder sie dich anfassen und berühren soll. Besonders die Herren richten ihre Aufmerksamkeit nämlich gerne auf die falschen Körperstellen und vernachlässigen andere – möglicherweise sehr erogene – Zonen des weiblichen Körpers.
Werden die sexuellen Wünsche gegenseitig erfüllt, wird der Sex in einer Beziehung schnell besser und befriedigender. Beachte dabei allerdings, dass nicht jeder Partner auf alle sexuellen Spielarten steht. Möchte dein Gegenüber eine Stellung nicht oder weigert sich vehement, etwas durchzuführen, dann respektiere diese Entscheidung ohne Wenn und Aber.
Unbefriedigender Sex muss nicht sein
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sex ein wichtiger Bestandteil in der Beziehung und in der Ehe ist. Ist er nicht gut, dann kann das Frustrationspensum steigen und langfristig sind dann sogar Trennungen möglich. Lass es nicht so weit kommen!
Sprich mit deinem oder deiner Liebsten über deine Empfindungen. Leite deinen Partner oder deine Partnerin konkret an, wenn dir bestimmte Zuwendungen nicht gefallen oder du dir andere Berührungen wünscht. Wichtig ist dabei, dass du dich selbst und deinen Körper genau kennst und weißt, was dir beim Sex gefällt.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto besser wird in der Regel auch dein Sex. Mach dir bloß nicht zu viele Gedanken: Echte Leidenschaft und Intensität sind oftmals viel wichtiger als die Anwendung einer bestimmten Technik nach Schema F.
Wie sagt die Sexologin Ann-Marlene Henning vollkommen zutreffend: „Wer etwas Schönes spürt und gern mitmacht, hat guten Sex. Und das hat nichts mit Techniken oder Orgasmen zu tun.“