Selbstbefriedigung in der Beziehung

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Ist Selbstbefriedigung in der Beziehung normal?

Jeder tut es, aber kaum jemand spricht darüber. Vor allem in Beziehungen ist Selbstbefriedigung ein Tabu-Thema. Dabei kann Solo-Sex sogar positive Auswirkungen auf die Partnerschaft haben. 

Wir tun es doch alle, oder?

Masturbation, Solo-Sex, Onanie, sich einen runterholen, sich einen von der Palme wedeln – Selbstbefriedigung kennt viele unterschiedliche Bezeichnungen. Doch der Gedanke, wie der eigene Partner oder die Partnerin bei sich selbst Hand anlegt, löst bei vielen Menschen Befremden und Zweifel aus: An wen denkt er dabei? Warum reicht der Sex zu zweit nicht mehr aus? Wird man selbst überhaupt noch als attraktiv empfunden? Wer nicht aufpasst, ist schnell in einer Spirale aus Eifersucht und Unbehagen gefangen.

Wie normal ist Selbstbefriedigung in der Beziehung?

Masturbation trotz Beziehung
Masturbation trotz Beziehung (vchal – Shutterstock.com)

Dabei ist Selbstbefriedigung in einer Beziehung oder Ehe gar nichts Ungewöhnliches. Laut einer Studie der Universität Bonn onanieren 90 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen regelmäßig. Ganz ähnlich verhält es sich in Beziehungen: Der japanische Sexspielzeughersteller Tenga wollte im Jahr 2020 von 10.000 Männer und Frauen in Deutschland wissen, ob sie alleine Hand anlegen, wenn sie in einer Beziehung sind. Das Ergebnis war mehr als eindeutig: 81 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen masturbieren auch in einer Partnerschaft regelmäßig. Doch welche Gründe stecken dahinter? Warum ist Selbstbefriedigung trotz Beziehung so außerordentlich beliebt?

Darum ist Masturbation trotz Beziehung so beliebt

Die Diplom-Psychologin Cornelia Kardel weiß auf diese Fragen eine Antwort: “Selbstbefriedigung hat für viele Männer und Frauen eine ganz andere Funktion als Sex mit dem Partner. Oft ist es einfach ein Weg zur schnellen Entspannung.“ Während Sex in einer Partnerschaft häufig von gegenseitigem Verlangen, Zärtlichkeit und Zuneigung geprägt ist, geht es bei der Masturbation lediglich darum, abzuschalten. “Bei der Selbstbefriedigung kann man sich ganz auf sich selbst konzentrieren, während Sex mit dem Partner, beispielsweise nach einem langen Arbeitstag, auch mal als anstrengend empfunden werden kann“, so die Psychologin weiter.

Frauen lieben Solo-Sex

War besonders die weibliche Masturbation lange Zeit mit einer großen Scham behaftet, so scheint sie heute im Trend zu liegen. Laut Tenga Lust Report empfinden 4 von 10 Frauen den Solo-Sex sogar als schöner als Sex mit dem eigenen Partner. 

Frau masturbiert trotz Beziehung
Frau masturbiert trotz Beziehung (Roman Samborskyi – Shutterstock.com)

Für die Wiesbadener Gynäkologin und Sex-Expertin Dr. Sheila de Liz ist das keinesfalls ein überraschendes Ergebnis. Während durch Penetration nur 20 bis 30 Prozent der Frauen zum Orgasmus kommen würden, sei ein Höhepunkt durch Selbstbefriedigung sehr viel wahrscheinlicher: „Nur wenn ich weiß, was mir gefällt, kann ich es meinem Partner sagen oder zeigen. Außerdem hilft es, Stress abzubauen, sich gut zu fühlen. Manche Frauen masturbieren jeden Tag, andere nur sporadisch.“

„Manche Frauen masturbieren jeden Tag, andere nur sporadisch.“

Gynäkologin und Sex-Expertin Dr. Sheila de Liz

Selbstbefriedigung in Beziehung ist Tabu-Thema

Selbstbefriedigung trotz Freundin? Onanieren in der Ehe? Masturbation in der Beziehung ist für viele Menschen immer noch tabu. Dieses Video zeigt, wie weit die Meinungen zu dem Thema auseinander gehen: Während für die einen Selbstbefriedigung in einer Beziehung ganz normal ist, kommt für andere das eigene Hand anlegen in der Partnerschaft fast schon einem Betrug gleich. Wie auch immer man selbst zu dem Thema stehen mag, in einer Partnerschaft ist es ratsam, mit dem Freund oder der Freundin offen darüber zu sprechen – und zu versuchen, einen gemeinsamen Konsens zu finden.

Selbstbefriedigung hat positive Effekte

Menschen sind in ihren Bedürfnissen unterschiedlich. Die einen brauchen viel Sex, die anderen wenig. In einer Beziehung ist es manchmal gar nicht so leicht, auf einen gemeinsamen Nenner im Bett zu kommen. 

Umso wichtiger ist es jedoch, der Selbstbefriedigung ausreichend Raum zu geben. Dann lassen sich sogar nachweislich positive Effekte erzielen: 

  • Ausgeglichenheit: Selbstbefriedigung ist ideal, um runterzukommen und abzuschalten. Wer einen stressigen Tag im Büro hatte, der wird durch Masturbation ausgeglichener und entspannter.
  • Druckabbau: Solo-Sex hilft beim Druckabbau. Wer einen starken Sexualtrieb besitzt, kann durch Selbstbefriedigung das starke Interesse an Sex in einer Beziehung besser ausbalancieren.
  • Körpergefühl: Durch eigenes Handanlegen, lernt man automatisch den eigenen Körper und seine erogenen Zonen besser kennen. Menschen, die Probleme haben, beim Sex zum Orgasmus zu kommen, können so neue Techniken ausprobieren. 
  • Mehr Sex: Wissenschaftliche Untersuchungen haben längst gezeigt: Wer regelmäßig masturbiert, hat nicht nur öfter, sondern auch besseren Sex mit dem eigenen Partner. 

Wann wird Selbstbefriedigung für eine Beziehung problematisch?

In einer Beziehung onanieren
Selbstbefriedigung sollte lediglich eine Ergänzung zum Paarsex sein (Kuznechik – Shutterstock.com)

Laut Diplom-Psychologin Cornelia Kardel ist Selbstbefriedigung an sich unproblematisch. Schwierig wird es erst, wenn der Solo-Sex den Sex mit dem Partner völlig verdrängt. Die Expertin weiß: „Problematisch wird es, wenn ein Paar nur noch wenig Sex hat, der Partner sich aber regelmäßig selbst befriedigt. Der andere bekommt dann schnell den Eindruck: Der andere hat nur auf mich keine Lust.” Daher sollte die Selbstbefriedigung lediglich eine Ergänzung zum Paarsex sein – diesen aber keineswegs komplett ersetzen.

Onanie gemeinsam erleben: Darf ich Dir zur Hand gehen?

Für manche Paare kann es übrigens reizvoll sein, ab und an gemeinsam zu masturbieren. Denn wenn aus dem Spiel alleine eins zu zweit wird, führt das nicht nur zu einer stärkeren Vertrautheit miteinander, sondern auch zu neuen erotisch-intimen Erfahrungen, die man als Paar gemeinsam erlebt. Schlussendlich müssen sich Solo- und Paarsex in einer Beziehung nämlich gar nicht gegenseitig ausschließen. Sie können eine wunderbare Ergänzung sein – auf dem Weg hin zu einer erfüllten Sexualität.

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