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Sex wie im Porno: Wie realistisch ist das?
Pornos dienen vielen Menschen inzwischen als Orientierung für Sex in der Realität. Sie sehnen sich nach Geschlechtsverkehr, so wie er im Erotikfilm dargestellt wird. Doch warum ist das so? Ist Porno-Sex überhaupt realistisch? Und was sind die Unterschiede zum Liebesakt in der Realität? Wir erklären es.
Darum sehnen sich immer mehr Menschen nach Sex wie im Porno
Pornos sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig. Wer explizites erotisches Videomaterial sucht, das man sich früher mühevoll aus der Ü18-Schmuddelecke der Videothek seines Vertrauens oder aus speziellen Sexshops im Bahnhofsviertel besorgen musste, muss dafür heute im Internet nur eine der vielen kostenlosen Tube-Pornoseiten aufrufen.
Kein Wunder also, dass Porno-Sex von immer mehr Menschen als Blaupause für sexuelle Interaktion im echten Leben herangezogen wird. Ganz nach dem Motto: Wenn sich „Profis“ so oder so miteinander vergnügen, muss das doch genau die richtige Art und Weise sein, um Sex zu einem maximal lustvollen Erlebnis zu machen. Schließlich ist das DER Sex, den man überall im Internet zu sehen bekommt.
Doch ist das wirklich so? Ist Sex im Porno mit Sex in der Realität vergleichbar?
Ausdauernd, wild, top gepflegt: Klassische Merkmale von Porno-Sex
Vor der Beantwortung dieser Fragen sollte zunächst geklärt werden, was eigentlich die klassischen Merkmale von Sex im Porno sind.
Der zentrale Aspekt von Porno-Sex ist, dass er genau die erotische Interaktion zwischen Menschen zeigt, die den Wünschen und Vorstellungen der Konsumenten entsprechen – eine Art idealtypischer Sex. Vielleicht war Pornografie früher mal eine Art Fantasie des Menschen, inzwischen ist die Kausalkette eher umgekehrt: Pornografie ist die Realisierung von Fantasien.
Dementsprechend ist der Sex in Pornos geprägt durch ein makelloses Aussehen – Frauen mit 90/60/90-Modelmaßen und Männer mit gestählten Adonis-Körpern sowie übergroßem Penis -, unbegrenzte Ausdauer, Wildheit, Tabulosigkeit und Grenzenlosigkeit.
Pornodarstellerinnen und -darsteller können immer, wollen immer und empfinden beim sexuellen Akt niemals Schmerzen – selbst bei den etwas härteren Praktiken nicht. Und was die Sexstellungen angeht, sind sie sich ebenfalls für nichts zu schade. Egal wie sehr sie sich verrenken müssen, alles ist für sie möglich und verschafft ihnen das beste Lusterlebnis ihres Lebens.
Sex wie im Porno bedeutet für jeden etwas anderes
Dennoch ist Porno-Sex nicht gleich Porno-Sex. Der Grund: Es gibt unzählige Genres und Arten von Erotikfilmen. Ob Dreier, Anal, BDSM, Fetisch oder Blümchensex – nahezu jede Vorliebe hat eine eigene Kategorie.
Deshalb gibt es auch nicht DEN Sex wie im Porno. Denn jeder hat andere Erotikvideos gesehen und daher auch andere Vorstellungen davon, wie der dort gezeigte Sex auf die Realität übertragen werden sollte.
Die Schnittmenge bilden jedoch die klassischen Merkmale wie Ausdauer, Tabulosigkeit oder Grenzenlosigkeit, die fast jeder Porno enthält.
Pornos sind für Männer gemacht – aber es gibt Ausnahmen
Obwohl seit Jahren die Zahl weiblicher Pornokonsumenten steigt, sind die meisten Pornos immer noch für Männer gemacht. Sie stellen deshalb Frauen als reine Lustobjekte dar, die einzig und allein der Befriedigung des Mannes dienen und sexuell alles tun, was dieser von ihnen verlangt. Sex wie im Porno heißt demzufolge auch: Sex, so wie es dem Mann Spaß macht, damit dieser zum Orgasmus kommt.
Aber es gibt auch Ausnahmen. Denn mit der Vielfalt im Bereich der Pornografie ist nicht nur die schier endlose Anzahl an Kategorien gemeint, sondern auch eine Gruppe an Pornos, die sich speziell an Frauen richtet. Man könnte sie feministische Pornos nennen.
Bei Frauen-Pornos steht nicht der Orgasmus des Mannes im Vordergrund und der dargestellte Sex geht in eine sinnlichere Richtung anstatt von stumpfem Rein-Raus. Sex, wie er den meisten Frauen wohl besser gefällt als der in klassischen Pornos.
Nur weil Pornos für Frauen authentischer sind und auch die weibliche Lust in den Fokus stellen, heißt das nicht, dass Männer sie nicht auch anschauen können. Im Gegenteil, viele dieser Filme bereiten beiden Geschlechtern gleichermaßen Lust und eignen sich perfekt, um sich als Pärchen Appetit auf Sex zu verschaffen.
Reallife-Sex vs. Porno-Sex: Das sind die Unterschiede
Zurück zur Ausgangsfrage: Ist Sex wie im Porno mit Sex in der Realität vergleichbar?
Fakt ist, dass viele Menschen – vor allem junge Männer in ihren Zwanzigern oder Dreißigern – gerne Sex wie im Porno praktizieren würden. Schließlich findet die sexuelle Erziehung heutzutage in erster Linie über Sexvideos im Internet statt.
Aber muss man das gutheißen? Mitnichten. Psychologen und Sexualtherapeuten sind sich weitestgehend einig, dass diese Entwicklung zum Problem geworden ist. Denn Sex im Porno habe wenig mit Sex in der Realität zu tun.
So bestehen bei Reallife-Sex einige offensichtliche Unterschiede gegenüber Sex im Porno:
- Die Sexpartner haben (meist) nicht so ein makelloses Aussehen wie Pornodarsteller
- Einige Sexpraktiken und -stellung sind kaum umsetzbar
- Nicht jedem gefällt jede Sexpraktik
- Niemand hat immer Lust auf Sex
- Es handelt sich um echten Sex, nicht um eine Inszenierung mit unrealistischem Dauer-Gestöhne
Darüber hinaus unterscheidet sich Sex in der Realität von Sex in Pornos in den meisten Fällen durch einen wesentlichen Aspekt: Neben der sexuellen Lust spielen auch Liebe und/oder Zuneigung eine Rolle – vor allem wenn Sex in einer Beziehung stattfindet.
Beim Sex im Porno wird dieser hingegen auf den reinen Lusttrieb reduziert, da sich die Sexpartner in emotionaler Hinsicht nicht zueinander hingezogen fühlen. Deshalb ist es auch schwierig, in der Realität Sex wie im Porno zu haben und diesen zu 100 Prozent nachzuahmen.
Auf der anderen Seite lohnt es sich aber, sich aus Pornos Inspiration für das eigene Sexleben zu holen und die ein oder andere Praktik mit der Partnerin oder dem Partner auszuprobieren. Und was einem als zu schwierig, unrealistisch oder wenig lustvoll erscheint, auf das verzichtet man dann eben.
Mit dieser Herangehensweise kann Porno-Sex definitiv Spaß machen.