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So bleibt der Penis nach dem Orgasmus länger steif
Während Frauen multiple Orgasmen erleben, kommen Männer nur einmal – so zumindest lautet das Klischee. Die Wahrheit sieht jedoch ein bisschen differenzierter aus: Auch Männer können beim Geschlechtsverkehr mehr als nur einen Höhepunkt haben. Wie der Penis nach dem Orgasmus steif bleibt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Schlaffer Penis nach dem Ejakulieren: Wie bleibt er nach dem Orgasmus steif?
Viele Männer kennen das: Nach dem Sex macht der Penis schlapp. Schluss. Aus. Vorbei. Doch warum ist das eigentlich so?
Der Urologe und Podcaster Dr. Christoph Pies macht das vegetative Nervensystem als Ursache für mangelndes Stehvermögen aus. „Das Erschlaffen des Penis wird über anspannende und entspannende Faktoren gesteuert“, erklärt er gegenüber BILD. Außerdem sollen der Neurotransmitter Serotonin, die Gefäßgesundheit der Arterien und die Aktivität eines Enzyms mit dem Erschlaffen des Glieds zu tun haben.
Er kommt zu dem Schluss: „Im Einzelfall kann man also nicht beantworten, warum bei einem Mann der Penis schneller erschlafft als bei dem anderen.“ Fest steht jedoch, und darin sind sich viele Mediziner*innen einig, dass die sogenannte Refraktärphase dabei eine wesentliche Rolle spielen dürfte. Ihre Verkürzung könnte auch der Schlüssel sein, damit der Penis nach einem Samenerguss weiter steif bleibt.
Was ist die Refraktärphase?
Als Refraktärzeit oder Refraktärphase bezeichnen Mediziner*innen die Zeit, in der eine Nervenzelle kein neues Signal weiterleiten kann. Bezogen auf das männliche Stehvermögen bedeutet dies: Nach dem Orgasmus sind die meisten Männer für eine gewisse Zeit einfach nicht mehr erregbar.
Dr. Christoph Pies beschreibt diese Zeitspanne wie folgt: „Unmittelbar nach dem Samenerguss beginnt beim Mann die sogenannte Refraktärzeit – eine Erholungszeit, in der ein weiterer Orgasmus oder eine weitere Ejakulation physiologisch unmöglich ist.“
Die Dauer der Refraktärzeit ist höchst unterschiedlich. Bei manchen Männern dauert sie nur wenige Sekunden, bei anderen hingegen gleich mehrere Stunden oder Tage. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle. Je älter man ist, desto länger dauert in der Regel auch die Erholungsphase an.
Nach dem Orgasmus weitermachen durch Verkürzung der Refraktärphase
Wer nach dem Samenerguss sofort weitermachen möchte, der sollte lernen, seine Refraktärzeit zu verkürzen. Beträgt sie nur wenige Sekunden, wird der Penis idealerweise gar nicht erst schlaff. Doch ein Patentrezept, wie Mann seine Refraktärphase verkürzen kann, gibt es leider nicht.
Die Psychologin und Sexologin Caroline Fux empfiehlt, sich vom Leistungsgedanken zu verabschieden, wenn es um Sex geht: „Versuche, ein möglichst befreites Bild von Sexualität zu bekommen: Nutzt ihr alle Möglichkeiten der Stimulation? Könnt ihr mit Erregung und Genuss spielen oder geht es eher um einen direkten Weg zum Höhepunkt?“ Nur wer Sex befreit und ohne Leistungsdruck ausüben kann, ist auch in der Lage, nach dem Orgasmus weiterzumachen.
Manchmal ist es auch hilfreich, über einen längeren Zeitraum auf das Onanieren zu verzichten. Denn: „Je häufiger man ejakuliert, desto länger dauert die Refraktärphase“, sagt der US-Urologe Dr. Dudley Seth Danoff.
Übrigens, nicht alle Männer verlieren nach dem Sex ihre Erektion. Wie die Sexualberaterin Beatrice Poschenrieder auf ihrer Website schreibt, gibt es durchaus Männer, die 20 bis 30 Minuten nach dem Samenerguss immer noch steif sind und damit in der Lage, die nächste Runde ohne zwischenzeitliches Erschlaffen einzuläuten.
Auch Männer können multiple Orgasmen lernen
Viele Männer beneiden Frauen für ihre Fähigkeit, multiple Orgasmen zu erleben. Nur die wenigsten wissen, dass sie mit ausreichend Übung ebenfalls multiple Höhepunkte beim Sex erleben können. Das Stichwort lautet Körperkontrolle. Wer es schafft, die Ejakulation hinauszuzögern, ist langfristig in der Lage, seine Orgasmusfähigkeit über einen längeren Zeitraum zu erhalten.
Auch Dr. Eros von der Luzerner Rundschau schreibt diesbezüglich: „Der Mann soll die Ejakulation mental oder mittels Muskeln kontrollieren und so einen ejakulationslosen Orgasmus erleben. Die Technik ist, über einen längeren Zeitraum täglich die Beckenbodenmuskeln zu trainieren. Spannt man sie beim Sex an, soll es den Orgasmus hinauszögern. Spannt man sie jedoch direkt vor dem Samenerguss an, soll es diesen unterdrücken, das Gefühl eines Höhepunktes aber trotzdem gewährleisten. Danach soll man direkt weitermachen können und einen weiteren Höhepunkt erleben.“
Durch Training kann der Penis nach dem Samenerguss (länger) steif bleiben
Die männliche Sexualität ist eine komplexe Angelegenheit mit einigen bisher wenig erforschten Phänomenen und offenen Fragen. Die Erhaltung einer Erektion nach dem Samenerguss ist eine davon.
Während psychische Ursachen wie Stress, Leistungs- und Performancedruck dazu führen, dass der Penis schnell wieder schlaff wird, kann ganzheitliches Training von Körper und Geist dabei helfen, die eigene Erektions- und Orgasmusfähigkeit auszubauen und nachhaltig zu stärken.
Auch Abwechslung und erotische Rollenspiele können unglaublich luststeigernd sein. Daher gilt: Wer regelmäßig Neues ausprobiert und im Bett keine Langeweile einkehren lässt, hat eine gute Chance, dass der Penis nach dem Orgasmus steif und bereit für weitere Höhepunkte bleibt.