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Erotische Gespräche: Wie Paare am besten über Sex reden
Auch in den ansonsten perfektesten Partnerschaften, läuft es im Bett manchmal nicht so wie gewünscht. Dabei gäbe es schnelle Abhilfe, die viel zu selten zum Einsatz kommt: Man könnte doch einfach über Sex sprechen. Wir zeigen dir, warum Sex-Gespräche vorteilhaft sind und so maches Beziehungsproblem lösen können.
Warum viele Menschen nicht über Sex reden können
Einfach über Sex reden … für viele Menschen beginnt da schon das Problem. Reden an sich ist schwer. Über Sexualität reden ist noch viel schwerer.
Wir leben zwar in einer übersexualisierten Welt, in der es Sex scheinbar immer und überall gibt. Und doch ist es oft ein Ding der Unmöglichkeit, ein offenes Gespräch über Sex zu führen und seine Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen oder vielleicht sogar Kritik zu äußern. Selbst in einer festen Partnerschaft herrscht gerade was das Thema Sex angeht oft das große Schweigen. Warum ist das eigentlich so?
Grundloser Scham
Einer der Gründe für die Sprachlosigkeit ist eine anerzogene – aber völlig grundlose – Scham. Sex wird immer noch tabuisiert. Die meisten haben nie gelernt, offen über Sexualität zu reden und daher ist es ihnen nun so unangenehm. Und, du kennst es bestimmt, Unangenehmes vermeidet man gerne.
Dazu kommt noch, dass es für viele Frauen und Männer ebenfalls eine Art Tabu ist, über eigene Bedürfnisse zu reden und somit auch für diese einstehen zu müssen.
Lieber nichts Falsches sagen
Einige werden auch von der Angst, den Partner oder die Partnerin zu verletzen, gehemmt. Sie wissen nicht, wie sie über Sex reden können, ohne ihr Gegenüber vor den Kopf zu stoßen.
Andere wiederum macht die Furcht vor Ablehnung sprachlos. Sie wollen sich nicht vor dem Partner oder der Partnerin eventuell lächerlich machen und halten lieber den Mund.
Natürlich sind all diese Gründe für das große Schweigen nachvollziehbar. Es fällt nun einmal schwer, seine Wünsche und Bedürfnisse in der Sexualität zu formulieren, dennoch lohnt es sich, die Hemmungen und Unsicherheiten zu überwinden.
Warum Gespräche über Sex so wichtig sind
Es wird sich auf alle Fälle auszahlen, wenn du mit deinem Partner oder deiner Partnerin offen über Sex sprichst. Studien der MedUni Wien zeigen, wer gut über Sex reden kann, hat auch besseren Sex. Wer hingegen nicht offen darüber spricht, ist tendenziell unzufriedener mit dem, was im Bett passiert.
Das ist ja auch nur logisch, denn niemand kann Gedanken lesen. Wenn du deinem Sexpartner / deiner Sexpartnerin nicht sagst, was dir gefällt oder nicht gefällt – woher soll er oder sie es denn dann wissen? Wenn du im Bett nur enttäuschst seufzt, wird er oder sie Schwierigkeiten haben, dies zu deuten. Könnte ja auch ein lustvolles Seufzen sein.
Daher gilt – Mund auf! Selbst wenn ihr in tiefer Liebe verbunden seid, kann dein Seelenverwandter deine Wünsche nicht intuitiv erahnen. Je offener du aber deine sexuellen Wünsche kommunizierst, desto größer ist auch die Chance, dass sie in Erfüllung gehen.
Reden über Sex – mit diesen Tipps klappt’s
Gegenseitiges Vertrauen und Toleranz sind wichtige Grundlagen einer Partnerschaft. Ebenso essentiell sind sie für Sex Gespräche. Hast du das Gefühl, du kannst dich bei deinem Partner oder deiner Partnerin fallen lassen? Dann kannst du dich sicher auch unbesorgt öffnen und über deine sexuellen Phantasien und Bedürfnisse reden und dich mit ihm / ihr austauschen.
Mit deinem Freund oder mit deiner Freundin über Sex zu reden kann äußerst bereichernd für euer Sexleben und eure Beziehung generell sein. Mit deinem Freund oder deiner Freundin über Sexualität zu sprechen, kann zugleich Lust, Interesse und Neugierde wecken. Der Sex-Talk kann verführerisch und einladend sein und selbst Kritik lässt sich konstruktiv verpacken – in Vorschläge statt Vorwürfe etwa.
Offene Kommunikation spielt in einer Beziehung eine große Rolle. Und bevor Frust entsteht, sollte unbedingt das Gespräch gesucht werden. Das gilt übrigens nicht nur für Sex. Reden beugt immer Missverständnissen vor und eröffnet nicht selten auch neue Horizonte.
1) Beim Sex-Gespräch respektvoll bleiben
Sei dir bewusst, dass es deine Partnerin / deinen Partner große Überwindung kostet, dir von ihren / seinen Bedürfnissen und Wünschen zu erzählen. Wenn du dann lachst oder sogar angewidert zusammen zuckst, wird sie bzw. er sich schnell wieder zurückziehen. Es kann sein, dass du Dinge erfahren wirst, die dir nicht gefallen.
Dann musst du deine Ablehnung natürlich äußern, aber bleibe dabei stets respektvoll und achte das Vertrauen, dass dein Liebster oder deine Liebste dir entgegenbringen. Akzeptiere, dass du und dein Partner / deine Partnerin unterschiedlich seid. Vielleicht findet sich im Gespräch ja auch eine gemeinsame Phantasie.
2) Fingerspitzengefühl beweisen
Wenn du das Gespräch mit deinem oder deiner Liebsten suchst, musst du Fingerspitzengefühl beweisen. Schließlich willst du ja auch weiter mit ihm bzw. ihr Sex haben! Achte auf deine Wortwahl – wenn er oder sie beleidigt von deinen Aussagen ist, dann kann im Bett auch schnell mal gar nichts mehr laufen. Zynisches Lächerlich Machen geht auch überhaupt nicht! Akzeptiere außerdem Grenzen.
Wenn du merkst, dass deinem Gegenüber ein Thema besonders peinlich oder allgemein unangenehm ist, respektiere das. Versuche nicht, ihn oder sie von etwas unbedingt zu überzeugen. Auch von Forderungen solltest du Abstand nehmen. Setze niemanden unter Druck und lass dich natürlich auch nicht selbst unter Druck setzen. Sex ist kein Leistungssport und Noten sollten auch nicht vergeben werden.
3) Konkret bleiben
Achte darauf, dass das Sex-Gespräch nicht zu einer Grundsatzdiskussion oder einem Problemgespräch wird. Vermeide daher am besten die Worte nie und immer – Sätze mit diesen Worten klingen oft vorwurfsvoll und anklagend. Dein Partner oder deine Partnerin könnte schnell das Gefühl bekommen, im Bett eine Enttäuschung für dich zu sein. Und wer sich angegriffen fühlt, holt gerne zum Gegenschlag aus.
Schnell kann sich dann aus dem ehemals großen Schweigen ein Streit entwickeln. Nenne also lieber ein konkretes Erlebnis, das dir besonders positiv oder eben auch negativ im Gedächtnis geblieben ist und baue das Gespräch darauf auf. Anstatt aber direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, beginne das Gespräch zum Beispiel mit „Ich liebe es, wenn du …“.
4) Nicht mit den Ex-Partner*innen vergleichen
Eine Sache gibt es, die für jedes Sex-Gespräch ein absoluter Killer ist. Und das sind Vergleiche mit dem Ex-Partner / der Ex-Partnerin. Er oder sie ist Teil deiner Vergangenheit und hat nichts in deiner neuen Partnerschaft zu suchen.
5) Richtigen Zeitpunkt wählen
Arbeit, Kinder, Haushalt, Stress – viele Paare unterhalten sich Studien zufolge nur rund 10 Minuten am Tag, mehr Zeit bleibt nicht. Kannst du dir das vorstellen? Wann soll man denn da den richtigen Zeitpunkt für ein Gespräch über Sex und damit zusammenhängende Wünsche und Sorgen finden? Jedenfalls am besten nicht direkt nach dem Geschlechtsverkehr. Dann ist nämlich die Gefahr zu groß, dass aus dir der große Frust samt Vorwürfen heraus platzt und du deinen Partner / deine Partnerin damit unnötig verletzt.
Besser ist es, während eines Dates offen zu sprechen, wenn die Atmosphäre entspannt ist und die Zeit extra nur für einander bestimmt ist. Sei deinem Liebsten oder deiner Liebsten im Gespräch immer liebevoll zugewandt, es soll ja darum gehen, was euch beiden Freude bereitet.
6) Kommunikation während dem Liebesspiel
Eigentlich geht es um das Reden über Sex und nicht das Reden beim Sex. Dennoch ist es eine Möglichkeit, das Gespräch im Bett zu eröffnen. Dort fällt es dir vielleicht leichter. Gib deinem Partner oder deiner Partnerin gerne eine positive Rückmeldung, wenn dir etwas besonders gefällt und sage oder zeige das auch. Paraverbal über Stöhnen oder nonverbal indem du beispielsweise seine oder ihre Hand nimmst und sie dorthin führst, wo du berührt werden willst.
Reden ist Gold
Wenn es um Sexualität geht, ist Reden tatsächlich Gold. Denn wenn du redest, übernimmst du auch die Kontrolle. Schweigst du aber, überlässt du diese deinem Partner oder deiner Partnerin. Was ist denn, wenn er oder sie einfach nicht weiß, dass dir etwas nicht gefällt? Lässt du es dann einfach mit dir machen und kommst nicht auf deine Kosten, bist frustriert oder fühlst dich vielleicht sogar ausgenutzt? Du solltest Selbstverantwortung übernehmen, auch was befriedigenden Sex angeht, und Reden ist ein Teil davon.